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FRAUEN IM SINN

 

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Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

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KG MacGregor

Liebe in Sicht

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch
von Andrea Krug

K+S digital

Für Jo Atkinson – danke.

1

Ein Blick – und Kelly Ridenour war verliebt.

Mit einer Länge von 330 Metern und dreizehn Decks hoch war die Emerald Duchess das größte Schiff der Flotte von Emerald Cruise Line. Sie hob sich leuchtend von der funkelnden Fassade des Biscayne Bay ab, des dritthöchsten Wolkenkratzers von Miami. Aus ihren hohen Schornsteinen stiegen silberne Rauchsäulen auf und verflüchtigten sich im strahlend blauen Himmel.

Yvonne Mooney machte einen Schnappschuss aus dem Taxi, als es den Scheitelpunkt der Brücke erreichte, die zum Kreuzfahrtterminal führte. »Da ist es – unser Zuhause für die nächsten zwölf Tage – fern von daheim.«

Mit dem Finger in der Luft zählte Kelly die Reihen der Fenster ab bis zu Deck 9, einem der Decks, die über Balkone verfügten. Ihre Kabine war irgendwo achtern, in der fünften Reihe von oben. »Am Ende der Reise musst du mich vielleicht mit Gewalt von Bord schaffen. Rochester im Januar ist grauenhaft.«

»Deshalb war es das perfekte Weihnachtsgeschenk, das Steph und ich uns gegenseitig gemacht haben.«

»Und ich mir«, erwiderte Kelly.

Yvonne verrenkte sich, um das Schiff im Sucher zu behalten, und schoss ein weiteres Foto, als das Taxi zum Ablegeterminal einbog. »Jetzt müssen wir Steph bloß noch für ein paar Stunden von ihrem Blackberry loseisen, und dann machen wir tatsächlich Urlaub.«

Kelly lachte leise. »Vielleicht hättest du sie kidnappen und zwingen sollen, mit uns vorab zum Tauchen herzukommen.« Das letzte Mal, als sie sich mit Yvonne und ihrer Partnerin getroffen hatte, waren sie zum Abendessen in einem irischen Pub verabredet gewesen. Steph, eine Immobilienmaklerin, hatte den Großteil des Abends damit zugebracht, eine Rechtstitelversicherung zu formulieren, um einen Vertragsabschluss in die Wege zu leiten.

»Das wäre vermutlich keine gute Idee gewesen. Steph hat mit allem, was mit Wasser zu tun hat, nicht viel im Sinn. Ich wette, sie wird ihre Nase die ganzen nächsten zwölf Tage in ein Buch stecken.«

Kelly wunderte sich wieder einmal, wie Yvonne und Steph es schon achtzehn Jahre miteinander aushielten, obwohl sie so wenig gemeinsam hatten. Sie sahen sogar vollkommen gegensätzlich aus – Yvonne war groß und sportlich mit kurzem Stachelhaar, Steph klein und zierlich mit langen prachtvollen Locken, die ein Eigenleben zu führen schienen.

»Zumindest werden wir es eine Zeitlang warm haben«, fügte Yvonne hinzu. »Steph erinnert mich jeden Winter daran, dass es in Memphis, wo sie aufgewachsen ist, kaum je geschneit hat.«

»Schon erstaunlich, dass du sie dazu bewegen konntest, nach Rochester zu ziehen.«

»Das ist noch gar nichts. Natalie ist sogar von Mississippi fortgezogen, um in unserer Nähe zu sein. Sie hat Pascagoula aber auch keine Träne nachgeweint.«

Natalie Chatham, die Kelly noch nicht kannte, war Stephs und Yvonnes alte Freundin aus College-Zeiten. Sie hatte sich in letzter Minute entschlossen, mitzukommen, und Kellys Angebot, sich eine Kabine zu teilen, angenommen. »Ich bin gespannt darauf, sie kennenzulernen.«

»Glaub bloß nicht, dass du sie ins Wasser kriegst. Sie ist noch mehr Prinzessin als Steph.«

»Ich erzähle es deiner Freundin, dass du sie Prinzessin genannt hast.«

»Das stört sie nicht. Beide würden das als Kompliment betrachten. Und was Zimperlichkeit angeht, kann keine von ihnen Didi und Pamela das Wasser reichen. Die beiden sind wirklich unschlagbar.«

Kelly kicherte vor sich hin, während das Taxi sich in die Schlange an der Gepäckabgabe einreihte. Zufälligerweise mochte sie zimperliche Frauen. Sie wollte bloß keine von ihnen sein. »Um wie viel Uhr kommen die anderen?«

»Ihr Flieger soll um Viertel nach zwei landen, aber wer weiß, ob sie pünktlich sind. Steph hat angerufen, als du heute Morgen in der Dusche warst und meinte, in Rochester hätte es über Nacht fünfzehn Zentimeter Schnee gegeben.«

»Na, bist du nicht froh, dass wir früher gefahren sind?« In den vergangenen drei Tagen waren sie Hochseefischen gewesen und hatten an einem Tauchkurs im Korallenriff des John Peenekamp State Park in Key Largo teilgenommen, bei dem Yvonne ihren Tauchschein gemacht hatte. Kelly war bereits hochqualifiziert – sie hatte dreizehn Jahre zuvor ihren PADI Divemaster-Schein erworben, als sie der Navy angehörte und in Key West stationiert gewesen war. »Zumindest wir beide werden an Bord sein, wenn die Emerald Duchess ablegt.«

Yvonne verstaute ihre Kamera in ihrer Tasche. »Wir sollen ja erst um fünf ablegen, aber dieser Sturm hat den ganzen Nordosten ziemlich gebeutelt. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir auf die Nachzügler warten.«

»Mir würde es nichts ausmachen, die ganze Zeit im Hafen zu verbringen. Das Schiff ist echt der Hammer.«

»Aber solange wir im Hafen liegen, bleiben die Casinos geschlossen. Glücksspiel ist nur in internationalen Gewässern erlaubt.«

Kelly blieb vor Überraschung der Mund offenstehen. »Willst du damit sagen, du hockst lieber bei einer Reihe von Spielautomaten in einem düsteren verrauchten Raum, als auf einem sonnigen Deck zuzusehen, wie die Frauen im Bikini vorüberflanieren?«

Yvonne legte den Kopf schräg. »Also wenn du es so formulierst …«

Das Taxi kam an der Gepäckannahme zum Stehen, wo die Gepäckträger des Schiffes sich eilig anschickten, ihr Reisegepäck aus dem Kofferraum zu holen. Yvonne hatte ihre beiden Taschen bereits mit den farbcodierten Gepäckanhängern der Kreuzfahrtgesellschaft versehen, so dass sie gleich zu ihrer Kabine geschafft werden konnten.

Kelly schnappte sich ihren Seesack, der nicht mit einem Gepäckanhänger versehen war. »Den kann ich selbst nehmen.«

»Du solltest ihn den Gepäckträgern überlassen«, sagte Yvonne und wies auf die vielen Grüppchen von Passagieren, die sich auf dem Weg zum Ablegeterminal befanden. »Vielleicht müssen wir eine Stunde oder noch länger anstehen.«

»Der ist nicht schwer. Ich habe nicht viel dabei.«

»Wie kannst du mit nur einem einzigen Seesack auf eine zwölftägige Kreuzfahrt gehen? Ach, warte. Ich weiß. Du hattest beim Packen keine Steph Sizemore an deiner Seite, die dafür gesorgt hätte, dass du dich dreimal täglich komplett umziehen kannst.«

»Ganz genau«, erwiderte Kelly. »Bei der Navy habe ich gelernt, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein und meine Sachen kurz durchzuwaschen.«

Yvonne beäugte Kellys Seesack und den Rucksack, den sie sich über die Schulter geschlungen hatte. »Hast du auch irgendwas an Abendgarderobe dabei?«

»Dies und jenes. Ich verspreche dir, euch nicht zu blamieren.«

»Oh, mich kannst du so schnell nicht blamieren. Aber in Anbetracht der Größe deines Seesacks werde ich schwer beeindruckt sein, wenn ich dich in mehr als drei verschiedenen Outfits sehe.«

Am Eingang des Terminals zeigten sie ihre Ausweispapiere und ihre Boarding-Pässe vor und folgten den anderen Passagieren zu den Fahrstühlen zum Check-in. Wie Yvonne vorausgesagt hatte, zog sich eine lange breite Schlange von mehreren Hundert Passagieren durch das Terminal, zumeist Paare – müde Männer in Khakihosen und Poloshirts, beladen mit Schultertaschen, und Frauen in ihrem ersten farbenfrohen Urlaubsoutfit. Es war kein Wunder, dass sie auch Kinder im Schlepptau hatten, schließlich waren Ferien.

Eine vergnügte Frau in einem farbenprächtigen Rock mit Bluse begrüßte sie. »Es ist nicht so schlimm, wie’s aussieht. Wir haben über dreißig Check-in Agents. In dreißig Minuten werden Sie an Bord sein und einen Rum Runner Cocktail genießen.«

Kelly stellte ihren Seesack ab und schob ihn mit dem Fuß weiter. »Sag mir noch mal, wer all die Leute sind. Wir sind zu sechst, richtig?«

»Richtig. Das sind du und ich, Steph, Natalie … Steph und Natalie sind seit dem College beste Freundinnen – Seelenverwandte sozusagen.«

»Bist du nie eifersüchtig?«

»Quatsch. Mit Natalie macht Steph all die Sachen, die mich in den Wahnsinn treiben würden. Du kennst doch diese Frauen, die shoppen bis zum Umfallen?«

Kelly nickte.

»Siehst du. Ich kann nur shoppen, bis ich am liebsten jemanden killen würde. Aber die beiden schaffen das tagelang, ohne Luft zu holen. Und sie tauschen Rezepte aus und verschlingen all diese Interior Design Magazine.«

»Mir gefallen diese Magazine auch.« Kelly zuckte die Achseln, als Yvonne sie ungläubig ansah. »Als ich für meinen Dad gearbeitet habe, haben wir viele Modernisierungen durchgeführt. Ich sehe mir gern an, was andere für Ideen haben.«

»Dann habt ihr ja jede Menge Gesprächsstoff – du und Natalie. Sie hat sich letztes Jahr ein Haus gekauft, das einiges an Arbeit erfordert.«

»Sie sollte sich besser in Acht nehmen. Wenn ich erst mal anfange, habe ich eine Idee nach der anderen.« Plötzlich ging es ein gutes Stück voran; sie bogen um die nächste Windung und rückten weitere zehn Meter vor. »Also du und ich, Steph und Natalie. Wer sind die anderen beiden?«

»Didi Caviness und Pamela Soundso. Ich hab ihren Nachnamen vergessen. Didi und Natalie sind Besitzerinnen der – in den Augen der meisten Menschen – besten Modeboutique in Rochester. Natürlich bin ich keine Expertin, was das angeht. Ich gebe nur wieder, was Steph sagt.«

»Und Pamela ist ihre Freundin?«

»Ja, ihre Neue. Sie sind seit ungefähr sechs Monaten zusammen. Davor waren Didi und Natalie sechs Jahre zusammen, aber sie haben sich vor zwei Jahren getrennt.«

»Ich gehe mal davon aus, dass sie immer noch befreundet sind und nicht nur Geschäftspartnerinnen, sonst würden sie nicht zusammen auf Kreuzfahrt gehen.«

»Seit ihrer Trennung haben sie sich besser verstanden denn je – bis Pamela ins Spiel kam. Natalie hatte gehofft, dass sie und Didi wieder zusammenkommen, aber ich bin nicht sicher, ob sie sich das wünscht, weil sie Didi immer noch liebt. Ich glaube, es hat mehr damit zu tun, dass Pamela in Manhattan lebt und will, dass sie die Boutique dorthin verlegen. Didi ist Feuer und Flamme, aber Natalie nicht.«

Kelly stöhnte. »Dyke Drama. Wollen wir hoffen, dass sich die nächsten zwölf Tage alle von ihrer besten Seite zeigen.«

»Bisher sind sie sich noch nicht an die Gurgel gegangen.«

»Das ist vermutlich ein gutes Zeichen.«

Yvonne lachte, während sie wieder ein Stück vorwärtsrückten. »Es ist ein ziemlich gutes Zeichen, wenn du mich fragst. Ich hätte Didi wahrscheinlich längst gekillt, wenn sie nicht Natalies Freundin wäre.«

»Ist sie so schlimm?«

»Nein, eigentlich nicht. Meistens ist sie echt nett und unkompliziert. Aber sie ist der totale Fashion Victim. Ich wette, sie hat doppelt so viele Klamotten dabei wie alle anderen, und sie wird immer tadellos zurechtgemacht sein – ob sie beim Galadinner erscheint oder an der Poolbar sitzt. Sie sieht grundsätzlich umwerfend aus, und das weiß sie. Ihr Problem ist, dass sie ihre kritischen Anmerkungen in Sachen Mode nicht lassen kann, und das nervt manchmal.«

»Manchmal?« Kelly sah an ihrem Outfit hinunter – ein weißes Baumwollhemd mit hochgekrempelten Ärmeln, olivgrüne knielange lässig-weite Shorts und Birkenstocks. »Dann wird sie mit mir ihren Spaß haben. Ich hätte eine meiner alten Navy-Uniformen anziehen sollen. Zumindest passen meine Shorts zu meinem Hemd.«

Yvonne lachte und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Ich finde, du siehst ganz passabel aus. Schließlich ist das hier eine Kreuzfahrt und keine Modenschau. Trag nur keine silberne Uhr mit goldenen Ohrringen wie Steph letztens, als wir zusammen aus waren. Didi hat sich gar nicht mehr eingekriegt.«

Kelly zupfte an ihren Ohrläppchen, die nicht gepierct waren. »Die Gefahr besteht nicht. Glaubst du, sie möchte mein Tattoo sehen?«

»Du hast ein Tattoo?«

Kelly zog ihren Kragen beiseite und beugte sich vor, um Yvonne ein kleines schwarz-gelbes Motiv oben auf ihrem Schulterblatt zu zeigen.

»Oh, Mann! Das musst du Steph zeigen. Ich will schon seit Jahren eines haben, aber sie ist dagegen.«

»Das ist eine SeaBee, Abzeichen der Bautruppen der Navy. Eines Abends in Key West hat sich unsere ganze Einheit volllaufen lassen, und am nächsten Morgen sind wir allesamt dekoriert aufgewacht. Zum Glück hatte ich noch Verstand genug, mir eine kleine Variante auszusuchen.«

Schließlich standen sie vorn in der Schlange und mussten sich kurz trennen, um an zwei verschiedenen Schaltern einzuchecken. Kelly ging zum Schalter ganz links und sah sich einer jungen Frau asiatischer Herkunft gegenüber, deren dunkle Uniform saß wie angegossen.

»Herzlich willkommen auf der Emerald Duchess …«

Kelly registrierte das vertraute Zögern, als die Angestellte – Kim aus Taiwan, wie ihr Namensschild verriet – darauf wartete, dass sie ihren Namen nannte.

»Hallo, ich bin Kelly Ridenour … Kelly Ann Ridenour.« Ihre schlichte Kleidung, ihr kurzes Haar und ihr Verzicht auf Make-up und Schmuck ließ Fremde oft rätseln, welchem Geschlecht sie angehörte, zumal ihre Stimme tiefer war als die der meisten anderen Frauen.

»Ist das Ihre erste Kreuzfahrt, Ms Ridenour?«

»Die erste mit Emerald. Ich habe schon einige kürzere gemacht, als ich in Key West stationiert war. Ich freue mich schon auf die östlichen Karibik-Inseln.« Sie reichte der Frau ihre Reiseunterlagen und wartete, bis Kim den Check-in abgeschlossen hatte.

»Das ist unsere beliebteste Route. Und wir haben extra für Sie perfektes Wetter beantragt.«

»Großartig!« Und großartig war auch Kims Lächeln, in dessen Genuss Kelly nun kam. »Ich wette, Ihnen macht es Spaß, Menschen auf ihre Traumreise zu schicken.«

»Insbesondere weil ich mit von der Partie sein werde.« Kim reichte Kelly ihre Visitenkarte. »Wenn Sie an Bord irgendeinen Wunsch haben, zögern Sie nicht, mich als Ihre Gästebetreuerin zu kontaktieren.«

»Mache ich«, antwortete Kelly und fragte sich, ob »irgendein Wunsch« einschloss, mit Kim zu Abend zu essen. Sie ging in Richtung Gangway und wartete auf Yvonne. »Der Mann, bei dem du eingecheckt hast – hat er dir seine Visitenkarte gegeben?«

Yvonne steckte ihre Reiseunterlagen ein und schlang sich die Kameratasche um die Schulter. »Ja, und er hat sogar gesagt, ich könnte mich an Bord an ihn wenden, wenn ich irgendeinen Wunsch hätte.«

»Mist! Ich hatte gehofft, die Frau am Check-in flirtet mit mir.« Als sie das eindrucksvolle Atrium des Schiffes betraten, in dem noch ein mächtiger Weihnachtsbaum aufragte, holte Kelly tief und befriedigt Luft. Kim hin oder her – dies würde der beste Urlaub ihres Lebens werden.

Yvonne fasste sie beim Ellenbogen und wies auf die Galerie zwei Decks über ihnen. »Ich werde mein Zeug in die Kabine bringen und checken, ob ihr Flieger schon gelandet ist. Dann können wir uns da oben treffen und zusehen, wie sie an Bord kommen.«

Kelly grinste. »Ich werde da sein, mit einem Rum Runner in jeder Hand.«

Natalie drückte ihr Gesicht gegen das Flugzeugfenster, um die Küstenlinie Südfloridas direkt unter ihnen zu verfolgen. Sie hoffte, dass ihre kurzfristige Entscheidung, diese Kreuzfahrt mitzumachen, sich nicht als kolossaler Fehler erweisen würde. Als Steph und Yvonne das erste Mal davon gesprochen hatten, eine zwölftägige Kreuzfahrt durch die östliche Karibik zu machen, klang das nach einer tollen Idee, aber je länger sie darüber nachdachte, desto größere Sorgen machte sie sich, ob sie es mit Didi und Pamela, dem frischverliebten Paar, so lange aushalten würde. Am Ende hatte sie beschlossen, sich zusammenzureißen und die Reise mitzumachen, weil sie lieber in Gesellschaft von Freundinnen in der Karibik unglücklich war als allein zu Hause bei Eis und Schnee.

Nicht dass sie Pamela Roche nicht gemocht hätte. Die junge New Yorker Designerin war sich bewusst, dass sie es mit einer Ex-Geliebten und einer nicht ganz einfachen Situation zu tun hatte, als sie anfing, sich mit Didi zu treffen, und bei ihren regelmäßigen Besuchen im Laden war sie Natalie gegenüber stets reizend gewesen. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Natalie noch immer Gefühle für Didi hegte – Gefühle, auf denen jedes Mal herumgetrampelt wurde, wenn sie mit ansehen musste, wie die beiden miteinander turtelten, wie sie es in diesem Moment vorne in der Ersten Klasse taten.

»Woran denkst du?«, fragte Steph und hakte sich bei Natalie unter. Großzügig wie immer hatte sie ihren Gangplatz für den Platz in der Mitte eingetauscht, so dass sie und Natalie nebeneinandersitzen konnten.

Natalie seufzte. »Ich frage mich, ob das wirklich eine gute Idee ist.«

»Natürlich ist das eine gute Idee. Nur eine Idiotin würde Schnee in Rochester dem sonnigen Strand von Barbados vorziehen.« Sie drückte ermutigend Natalies Arm. »Yvonne und ich fanden es toll, als du gesagt hast, dass du mitkommst. Du und ich werden jeden Laden in der ganzen Karibik durchstöbern, und wer weiß – vielleicht begegnet dir deine Traumfrau auf dieser Kreuzfahrt.«

»Du meinst eine Frau, die reich ist und absolut hinreißend und mir zu Füßen liegen möchte?«

Und als wäre es nicht genug, Didi und Pamela als verliebtes Pärchen zu ertragen, lag Didi ihr auch noch ständig in den Ohren, Natalie solle ihr ihren Anteil an der Boutique verkaufen, damit Didi nach New York übersiedeln könnte. Natalie hatte immer gewusst, dass Didi davon träumte, in Manhattan als Modepäpstin groß herauszukommen, und als ihre Lebensgefährtin hätte Natalie sie darin vielleicht am Ende unterstützt, aber sie war nicht bereit, einfach so zuzusehen, wie Didi sich endgültig aus ihrem Leben verabschiedete. Acht Jahre zuvor, als sie und Didi ein Paar wurden, hatte sie ihre gesamten Ersparnisse in Didis Traumprojekt gesteckt, von ihrem Arbeitseinsatz ganz zu schweigen. Und nun, wo das Unternehmen erfolgreich war, wollte sie ihren Triumph mit Didi genießen und dafür sorgen, dass ihrer beider Zukunft finanziell abgesichert war.

»Bitte sag, dass Kelly nicht erst achtundzwanzig ist«, sagte sie in Anspielung auf Pamela und den Altersunterschied von vierzehn Jahren, der zwischen ihr und Didi bestand.

»Sie sieht eher so aus, als wäre sie in unserem Alter. Sie arbeitet schon seit ein paar Jahren für die Stadtverwaltung, und davor hat sie in Buffalo gelebt.«

»Wie habt ihr sie kennengelernt?«

»Kelly hatte eine Knieverletzung und ist zur Physiotherapie zu Yvonne in die Klinik gekommen. Sie haben sich auf Anhieb gut verstanden und sich bald auch privat getroffen.« Steph sah auf die Büchertasche zu ihren Füßen. »Falls du anfangen solltest, dich zu langweilen, kann ich dir ein paar von meinen Lesbenromanen leihen. Eine heiße Liebesschmonzette ist nicht zu toppen.«

»Bloß nicht!«, wandte Natalie ein und wies mit dem Kopf auf die Erste Klasse. »Die beiden reichen mir vollauf!«

Steph erhob sich halb, um zu Didi und Pamela hinüberzusehen. »Wie kommt es eigentlich, dass die beiden Erster Klasse fliegen? Ich dachte, wir hätten alle zusammen gebucht?«

»Didi hat noch mal angerufen und mit ihren Vielfliegermeilen ein Upgrade herausgehandelt«, antwortete Natalie. »Sie meinte, sie hätte keine Lust, ihren Urlaub zu ruinieren, indem sie Holzklasse fliegt. Ich hoffe, dass wir dieses Divengehabe nicht die ganze Zeit über ertragen müssen. Das habe ich schon tagtäglich auf der Arbeit.« Sie hoffte sogar, dass sie den Turteltauben so viel wie möglich aus dem Weg gehen konnte, obwohl sie nichts dagegen hätte, hin und wieder mit Didi allein zu sein. Wer weiß – vielleicht würde es ihr sogar gelingen, sie zur Einsicht zu bringen.

Steph beugte sich über sie, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen, als das Flugzeug die Küstenlinie überquerte und durch eine der wogenden weißen Wolken stieß, die den Himmel über Miami tupften. »Sind wir schon da?«

»Gleich.« Sie klopfte Steph liebevoll auf den Rücken.

Steph und Yvonne waren ihre liebsten Freundinnen; sie hatten ihr praktisch das Leben gerettet, indem sie sie zwölf Jahre zuvor ermutigten, von Pascagoula nach Rochester überzusiedeln. Mississippi sei kein Ort für Lesben, hatten sie gesagt, und das wussten sie alle aus ihrer College-Zeit an der Ole Miss, der Universität von Mississippi. Dem Himmel sei Dank für Yvonnes Softball-Stipendium und ihre anschließende Rückkehr ins heimatliche Rochester, wohin Steph und Natalie ihr gefolgt waren und ein neues Leben begonnen hatten. Abgesehen davon, dass die Leute sie tagtäglich wegen ihres Südstaaten-Dialekts anpflaumten, fühlte Natalie sich in Upstate New York vollkommen zu Hause.

Als das Flugzeug gelandet war, sah Natalie auf die Uhr und stellte fest, dass sie zwar vierzig Minuten Verspätung hatten, dass aber immer noch genug Zeit blieb, das Schiff zu erreichen. Nicht schlecht in Anbetracht ihrer Zweifel am Morgen, ob es ihnen wegen des Schneefalls überhaupt gelingen würde, in Rochester loszufliegen.

Didi und Pamela warteten schon in der Lounge, als sie über die Fluggastbrücke ausstiegen. Beide hatten sich mächtig in Schale geworfen – sie trugen elegante Hosen aus feinem Wollstoff, schicke Pullover und erlesenen Schmuck und – für Natalies Geschmack – eine Spur zu viel Make-up. Pamelas Outfit war auf eine mädchenhafte Figur zugeschnitten – tiefe Taille und enganliegendes Oberteil –, was den Altersunterschied zwischen ihr und Didi noch zu betonen schien. Oder vielleicht war Natalie auch nur erbittert, dass ihre Ex mit einer so viel jüngeren Frau liiert war.

»Wir hatten absolut köstliche Shrimps in Hummersauce«, rief Didi ihnen entgegen. »Habt ihr da hinten auch was Gutes zu essen bekommen?«

»Sehr witzig. Wir haben uns einen Granola-Riegel geteilt und ihn mit einer Flasche Wasser runtergespült.« Steph streckte die Hand aus und zerstrubbelte Didis perfekte Frisur. »Wo wir gerade beim Thema sind: Die nächsten zwölf Tage esse ich, wozu ich Lust habe, und ich will keine blöden Bemerkungen darüber hören. Ich habe einen ganzen Monat lang Salat gegessen, damit ich jetzt richtig schwelgen kann.«

»Ich finde, du siehst großartig aus«, sagte Natalie, und ihr fiel wieder ein, wie Didi sich früher immer bei ihr beklagte, wenn sie anderen Komplimente gemacht hatte. Steph war es nicht leichtgefallen, sich über Thanksgiving und Weihnachten die ganzen zusätzlichen Kalorien zu versagen, damit sie die reichhaltige Küche an Bord ohne Schuldgefühle genießen konnte, und dafür verdiente sie ein großes Lob. »Du hast wirklich noch nie besser ausgesehen.«

Sie gingen inmitten der anderen Fluggäste zur Gepäckausgabe und waren kaum angelangt, als das Karussell sich auch schon zu drehen begann. Gepäckstücke, die Kreuzfahrtpassagieren gehörten, waren bereits mit entsprechenden Anhängern versehen, so dass man sie direkt zu den Kabinen bringen würde. Sie mussten sie nur vom Band nehmen und auf den Gepäckwagen neben dem Angestellten der Kreuzfahrtgesellschaft stellen.

Natalie erspähte ihre braune Hartmann-Tweedtasche und schob sich näher an das Gepäckkarussell. Sie streckte gerade die Hand nach dem Griff aus, als Didis Hand plötzlich aus dem Nichts auftauchte und sie ihr vor der Nase wegschnappte. »Das ist meine, Nat. Ich habe mir schon gedacht, dass du deine auch dabeihast, und deshalb habe ich eine Schleife um den Griff gebunden.«

Verdrossen trat Natalie einen Schritt zurück. Koffer und Taschen aus derselben Gepäcklinie zu haben schien damals, drei Jahre zuvor, als sie noch ein Paar waren, eine gute Idee zu sein. Jetzt war es nur noch eine bittere Erinnerung an eine Beziehung, die in die Brüche gegangen war.

»Hier ist deine, Natalie«, rief Pamela munter. »Ich nehme sie für dich herunter.« Sie wuchtete die Tasche vom Band und stellte sie neben Didis.

»Danke.« Es war unmöglich, Pamela nicht zu mögen, aber ebenso unmöglich, sich darüber zu freuen, dass Didi eine so nette Frau als neue Geliebte hatte. »Ich habe noch eine von der Sorte – falls du sie siehst …«

»Didi auch. Und sie hat auch ihren großen Kleidersack dabei.«

Na klar, was sonst. Ohne ihren halben Kleiderschrank ging Didi nirgendwohin. Natalie beschloss, vom Band zurückzutreten und es Pamela zu überlassen, sich die Taschen zu schnappen. Sie biss sich auf die Zunge, um Didi nicht zu beglückwünschen, dass sie jemanden gefunden hatte, die ihr in den goldenen Jahren beistehen würde. »Wir haben es verdient, es uns die nächsten zwölf Tage gutgehen zu lassen, Didi. Wir haben kaum Urlaub gemacht im letzten Jahr.«

»Es war ein gutes Jahr«, sagte Didi. »An der Eighth Avenue hätte es allerdings noch besser sein können.«

Natalie seufzte. »Lassen wir das Thema, okay? Lass uns einfach nicht davon sprechen, solange wir im Urlaub sind.«

»Unter einer Bedingung«, erwiderte Didi und sah ihr in die Augen. »Du versprichst mir, dass wir ernsthaft darüber reden, wenn wir wieder zu Hause sind. Und ich meine damit nicht, dass ich dir wieder meinen Vorschlag unterbreite und du wieder einfach nein sagst. Ich meine damit, dass wir uns ernsthaft zusammensetzen und besprechen, unter welchen Umständen du ja sagst. Ich bin bereit, dir für deine Hälfte der Boutique ein großzügiges Angebot zu machen, aber das kann ich nur, wenn du mir auch zuhörst.«

Was Natalie anging, so würde ein wirklich großzügiges Angebot einschließen, dass Didi Pamela den Laufpass gab und zu ihr zurückkehrte. Welche Differenzen sie auch gehabt hatten, sie konnten einen Neuanfang machen und für alles eine Lösung finden. Sobald ihre Beziehung wieder im Lot war, würde Natalie sogar in Erwägung ziehen, das Geschäft nach New York zu verlegen. »Wir werden darüber sprechen.«

»Versprochen?«

»Versprochen«, sagte sie schroff und fühlte sich wegen ihres Tons sofort schuldig. »Ich verspreche, dass wir uns zusammensetzen, wenn wir wieder in Rochester sind. Aber während dieser Reise wollen wir uns mit unseren Freundinnen amüsieren.« Sie bückte sich und griff nach ihrer Tasche.

»Das ist meine.«

»Ist es nicht. Deine hat die –« Sie nahm das Schild genauer in Augenschein und verglich die Kabinennummer. »Verdammt!«, fluchte sie innerlich. Nicht genug, dass sie zusammen auf Kreuzfahrt gingen. Didi und Pamela hatten auch noch die Kabine direkt neben ihrer.

2

Kelly nickte anerkennend, als sie die Kabine betrat, die mit Einbaumodulen in rotbraunem Kirschholz zweckmäßig ausgestattet war. Zu ihrer Rechten befand sich ein kleines Bad mit Toilettennische und Duschkabine. Auf den Doppelbetten, die durch einen Nachttisch getrennt waren, lagen freundlich aquamarinblaue Überdecken, die zu den Vorhängen der Tür passten, die zum Balkon hinausführte. Eine kleine Couch und ein Tischchen standen an der Wand zwischen den Betten und der Glasschiebetür. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich ein Schminktisch, eine Kommode und ein Schreibtisch, über dem ein kleiner Fernseher hing.

Die Kabine war kaum geräumig zu nennen, bot aber mehr Raum, als die Navy vier Besatzungsmitgliedern an ihrem Stützpunkt in Key West zugestanden hatte. Kelly zog den Reißverschluss ihres Seesacks auf, nahm ihren Toilettenbeutel heraus und stellte ihn auf das Regal neben dem Waschbecken. Sie lächelte, hielt ihre Hand unter den Wasserhahn und glättete den Haarwirbel über ihrer Stirn.

Dann räumte sie methodisch ihre Kleidung ein, sortierte Unterwäsche und Pyjamas hierhin, Strand- und Sportsachen dorthin. Anschließend zog sie drei frischgestärkte weiße Hemden hervor, die fein säuberlich in einem Wäschesack eingerollt waren, um sie vor Knitterfalten zu schützen. Die letzten Dinge – Khaki-Chinos, legere Denimjeans, zwei Stoffhosen, einen Abendanzug und eine schwarze Seidenweste – waren ebenso sorgsam verstaut gewesen und vollkommen knitterfrei.

Sie hängte einiges in den Schrank, legte den Rest in die große unterste Kommodenschublade und ließ die oberen drei frei. Sie dachte sich, dass Natalie, ihre Kabinengenossin, den zusätzlichen Platz sicher zu schätzen wüsste – und die Bequemlichkeit, sich auf engstem Raum nicht bücken zu müssen. Natalie sollte sich auch aussuchen, welches Bett sie gern haben wollte.

Ihre letzte Tat – auf die sie sich am meisten gefreut hatte – bestand darin, ihre Uhr abzunehmen und sie auf die Frisierkommode zu legen. Während der nächsten zwölf Tage würde Zeit keine Rolle für sie spielen.

Sie vergewisserte sich, dass sie ihre Schlüsselkarte einstecken hatte – die sie auch brauchte, um an Bord zu bezahlen und nach einem Landgang wieder an Bord zu gehen – und stieg die zwei Treppen hinunter zur Galerie des Internetcafés, die sich um das große Atrium zog. Yvonne stand schon an der Reling und beobachtete die Neuankömmlinge, wie sie an Bord kamen.

»Ist ihre Maschine gut gelandet?«

»Ja, ich habe gerade mit Steph gesprochen. Sie sind vor ungefähr einer Stunde gelandet und stiegen gerade am Ablegeterminal aus dem Bus. Sie müssten jeden Moment auftauchen.«

Kelly beugte sich vor, als zwei Frauen an Bord kamen. »Na, das ist ja das schrägste Paar, das ich je gesehen habe.« Die eine hatte knallrotes Haar und schäumte geradezu über vor Aufregung und Ehrfurcht. Die andere, gesetzt und mit braunem Haar, war beträchtlich jünger und zurückhaltender. Sie war schwer beladen mit Handgepäck, einschließlich einer riesigen Fototasche, aus der ein vertrautes Buch herauslugte. »Habe ich das Buch nicht letztens auf deinem Küchentresen liegen sehen?«

Yvonne kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, Steph hat das. Eine dieser Anthologien lesbischer Erotik.«

»Dann können wir wohl davon ausgehen, dass die beiden zur Familie gehören.«

»Sehe ich auch so. Ein echt schräges Pärchen.«

Kelly fiel die Kinnlade herunter, als eine wohlgeformte Frau mit langen blonden Haaren an Bord kam. »Bitte sag, dass das Natalie ist.«

Yvonne schnaubte. »Nicht ganz.«

Eine zweite Frau, elegant, Mitte vierzig, schätzte Kelly, deren kurzes Haar blonde Highlights aufwies und modisch gestylt war, tauchte aus dem Durchgang auf und trat neben sie.

»Die Jüngere ist Pamela, und die andere, die aussieht, als warte sie auf jemanden, der sie die Stufen zum Thron hinaufträgt, ist Didi.«

»Ich muss schon sagen, ein eindrucksvolles Paar«, erwiderte Kelly, als die beiden Frauen in einen Fahrstuhl traten und aus ihrem Blickfeld verschwanden.

»Wenn du Pamela angräbst, bringt Didi dich um.«

Kelly lachte. »Ich betrachte mich als gewarnt.«

»Da kommt deine Kabinengenossin.« Yvonne winkte und versuchte die Aufmerksamkeit der beiden Frauen, die eben das Atrium betraten, auf sich zu lenken, aber vergeblich.

Kellys Blick ging erst zu Steph, dann zu einer großen Frau mit kurzem schwarzem Haar. »Natalie sieht aus wie eine Läuferin.«

»Das ist nicht Natalie«, sagte Yvonne, als ein Mann erschien und die große Frau beim Arm ergriff. »Natalie ist die in dem beigen Pullover.«

Kelly blickte ein Stück weiter zu einer schlanken Frau mit üppigem rotbraunem Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel und ihr Gesicht einrahmte. Aus der Entfernung von zwei Stockwerken sah Natalie recht attraktiv aus, stach aber nicht so ins Auge wie Pamela oder Didi. Sie wäre noch hübscher gewesen, wenn sie nicht so grimmig dreingeschaut hätte. »Sieht sie immer so glücklich aus?«

»Um die Wahrheit zu sagen: Sie ist in letzter Zeit ziemlich knatschig wegen Didi. Ich hoffe bloß, dass es durch diese Reise nicht noch schlimmer wird.«

»Warum macht sie die Kreuzfahrt dann überhaupt mit?«

Yvonne zuckte die Achseln. »Sie und Didi arbeiten ja immer noch tagtäglich zusammen, deshalb glaubt sie vermutlich, sie kriegt das mit dem gemeinsamen Urlaub schon hin. Außerdem sind sie und Steph beste Freundinnen. Ich wundere mich, dass du nicht mich als Kabinengenossin bekommen hast.«

Ihren hängenden Schultern nach zu schließen, war Natalie nicht nur knatschig, sondern auch noch müde. Außerdem sah sie aus wie jemand, die alle Freundinnen brauchte, die sie bekommen konnte, und das war etwas, das Kelly gut verstand. Wenn sie dazu beitragen konnte, dass Natalies Stimmung sich aufhellte und sie selbst womöglich eine neue Freundin gewann, dann würde diese Reise umso erinnernswerter sein.

»Ich gehe mal nach unten und sehe in unserer Kabine nach Steph. Warum gehst du nicht auf einen Drink aufs Pooldeck, und wir bringen Natalie mit, damit ihr euch kennenlernt?«

»Okay, aber lass dich von deiner Freundin nicht so sehr ablenken, dass du mich vergisst.«

Natalie runzelte die Stirn, als sie an Didis und Pamelas Kabine vorbeikam. Mehr als tausend Kabinen auf diesem Dampfer, und sie musste die Kabine gleich nebenan haben.

Ihre Stimmung, die seit dem Aufstehen morgens um vier bei fünfzehn Zentimeter Schnee im Keller gewesen war, hob sich, als sie die Kabine betrat. Die Innenausstattung bot einen gelungenen Balanceakt zwischen Zweckmäßigkeit und Komfort und erzeugte ein heiteres Ambiente. Natalie durchquerte den Raum, öffnete die Glasschiebetür und trat auf den Balkon hinaus, der ihr einen großzügigen Blick auf die hochaufragenden Hotels von Miami Beach erlaubte.

»Großartig, nicht?« Links von ihr standen Didi und Pamela an der Reling.

Nostalgie überkam sie, während sie stumm nickte. Obwohl sie Didi und Pamela schon oft zusammen gesehen hatte, war sie eifersüchtiger denn je, denn für die beiden war die Reise eine romantische Auszeit, während sie selbst überzählig war. Steph hatte zwar versprochen, ihr Gesellschaft zu leisten, weil Yvonne das Casino besuchen und mit ihrem Kumpel tauchen gehen wollte, aber mit der besten Freundin abzuhängen war etwas anderes als mit einer Geliebten den Mond über karibischen Gewässern zu betrachten.

Sie schüttelte den Gedanken ab und kehrte in die Kabine zurück. Ihr Blick fiel auf die Uhr, die auf der Frisierkommode lag. Das hieß wohl, dass ihre Kabinengenossin schon hiergewesen war.

Sie öffnete den Schrank und musterte den dunklen Anzug, die weißen Hemden, die schwarzen Anzugschuhe und die Sneaker. Keine Röcke, keine Kleider. Keine Pumps. Keine leuchtendbunten Hawaiihemden. »Na super. Eine Leichenbestatterin als Kabinengenossin.«

Natalie konnte dem Drang nicht widerstehen. Sie zog die Schubladen auf, bis sie auch die übrigen Dinge ihrer Mitbewohnerin gefunden hatte: Cargo-Shorts, noch mehr Hemden, Tank Tops in verschiedenen Farben und einige Boxer-Shorts, wie sie ein Teenager tragen mochte. Nicht sehr abwechslungsreich, überhaupt kein Flair.

Im Bad fand sie etwas, das aussah wie der Rasierbeutel eines Mannes. Schuldbewusst angesichts ihrer Schnüffelei schaute sie dennoch hinein. Darin befanden sich ein Rasierer, Sonnencreme, Babyshampoo und alles für die Zahnpflege. Nicht das geringste Make-up. Keine Gesichtscreme. Keine Feuchtigkeitscreme. Wie konnte eine Frau ohne Feuchtigkeitscreme überleben?

Als es an der Tür klopfte, ließ sie das Necessaire erschrocken fallen. Schnell hob sie es auf und stellte es auf die Ablage zurück.

Es war Steph. »Gefällt dir deine Kabine?«

»Prima. Wo seid ihr?«

»Wir sind eine Etage tiefer. Und wir haben keinen Balkon, nur ein großes Fenster.«

»Ihr könnt jederzeit kommen und unseren benutzen, wenn es euch nichts ausmacht, dass Pamela und Diva gleich nebenan wohnen.«

»Du meinst Didi.«

»Sag ich doch.«

Steph lachte. »Vielleicht funkt es ja zwischen dir und deiner Kabinengenossin – dann könnt ihr die beiden die ganze Nacht mit eurem Gestöhne wachhalten.«

Natalie schauderte und öffnete die Schranktür, um Steph die schlichte Kleidung zu zeigen. »Ich glaube kaum. Irgendwas sagt mir, dass sie nicht mein Typ ist.«

»So würde Yvonnes Kleiderschrank auch aussehen, wenn ich ihr nicht die Sachen kaufen würde, in denen ich sie sehen möchte.« Sie schloss die Schranktür und öffnete die Kabinentür. »Lass uns nach oben gehen und die anderen begrüßen. Yvonne schlug vor, dass wir uns alle auf dem Pooldeck zu einem Drink treffen. Zeit, die Party in Gang zu bringen.«

»Du hast vollkommen recht«, erwiderte Natalie mit wachsender Entschlossenheit. Sie schickte sich an zu gehen, wandte sich dann aber noch einmal um, nahm ihre Uhr ab und legte sie neben die andere auf die Frisierkommode.

Steph war völlig außer Atem, als sie über die mit Teppich ausgelegten Stufen auf Deck 11 anlangten. »Ich fasse es nicht – ich habe null Kondition.«

»Du könntest den Urlaub nutzen, um wieder in dein Fitnessprogramm einzusteigen.«

»Warum sollte ich? Wenn ich nicht esse, will ich im Liegestuhl liegen und lesen. Und künftig nehme ich vielleicht einfach den Fahrstuhl.«

»Albernes Huhn. Es waren doch nur zwei Treppen.«

»Yvonne steht da drüben an der Reling.«

Natalie erblickte das vertraute Gesicht, konnte die Frau dahinter allerdings nicht richtig ausmachen. Sie sah nur lange Beine in olivgrünen Cargo-Shorts und Sandalen.

Yvonne winkte und stieß die Frau neben sich mit dem Ellbogen an.

Die Frau richtete sich auf und lächelte in ihre Richtung. Beim Anblick ihrer Erscheinung wäre Natalie fast stocksteif stehengeblieben. Sie war groß und schlank, ihr dunkelbraunes Haar war nirgendwo auf dem Kopf länger als zwei Zentimeter, und unter ihrem weißen Hemd trug sie nichts als ein schwarzes Tank Top.

»Bist du sicher, dass das eine Frau ist?«, fragte Natalie Steph, möglichst ohne ihre Lippen zu bewegen und heftete sich ein Lächeln ins Gesicht.

»Sei nett.« Steph legte Yvonne den Arm um die Taille und wandte sich um, um die anderen einander vorzustellen.

Natalie wartete nicht darauf. »Du musst Kelly sein.«

»Schuldig«, antwortete diese und bot ihr die Hand an. Ihre kristallklaren blauen Augen blickten fest in Natalies. »Und du musst Natalie sein. Ich freue mich, dass du mit von der Partie bist.«

»Ja … ja, danke«, stammelte Natalie. »Danke, dass du angeboten hast, deine Kabine mit mir zu teilen.«

»Sie ist ja nicht groß, aber ich glaube, wir haben Platz genug. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass wir uns viel dort aufhalten werden, wo es an Bord so viel zu unternehmen gibt.«

Natalie plante auf der Stelle all die Dinge, die sie unternehmen würde, um sich beschäftigt zu halten. Die Vorstellung, Zeit mit Didi und Pamela zu verbringen, erschien ihr gar nicht mehr so abwegig. »Und so viele Häfen … Ich wette, wir werden kaum etwas voneinander sehen.«

»Außer dass wir jeden Abend wie die Kühe zum Stall zum Dinner streben.«

Ein entzückendes Bild, dachte Natalie.

Ein Kellner blieb stehen, um ihnen eisgekühlte Getränke in Erinnerungsgläsern anzubieten.

»Diese Runde geht auf mich«, sagte Kelly gutgelaunt. »Ich empfehle den Rum Runner. Das ist der rote.«

Natalie pflückte sich ein Glas vom Tablett. »Auf eine gute Zeit.«

»Und neue Freundinnen«, erwiderte Kelly.

Kelly stopfte sich das Hemd in die Hose und zog den Reißverschluss ihrer Chinos hoch, die ihr locker auf den Hüften saßen. Die Hosen stammten aus der Zeit, als eine Knieverletzung sie zu einer Joggingpause gezwungen hatte. Innerhalb von zwölf Wochen hatte sie acht Pfund zugenommen, diese aber rasch wieder verloren, als sie ihr Trainingsprogramm wieder aufnahm. Sie gab es auf, ihren Haarwirbel glätten zu wollen und trat auf den Balkon, um auf Natalie zu warten, die sich im Bad zum Dinner ankleidete. Wie sie das in dem winzigen Raum schaffte, war Kelly ein Rätsel, aber sie wusste es zu schätzen, dass nicht alle Menschen jede Schamhaftigkeit abgelegt hatten, wie es bei ihr nach vier Jahren Navy der Fall war.

Natalie war eine interessante Frau und aus der Nähe betrachtet noch viel attraktiver, als es von der Galerie über dem Atrium aus den Anschein gehabt hatte. Ihr Haar war glänzend und geschmeidig, und das Rotbraun brachte ihre wunderschönen grünen Augen gut zur Geltung. Gewöhnlich stand Kelly nicht auf Make-up, aber Natalie trug genau die richtige Menge – sie betonte ihre natürlichen Vorzüge, übermalte sie aber nicht. Sie besaß eine straffe Figur, doch bei näherem Hinsehen waren wohlgeformte Hüften und hohe kurvenreiche Brüste auszumachen. Nicht dass Kelly darauf geachtet hätte.

Irgendwie hatten sie anscheinend keinen guten Start gehabt. Seit ihrer ersten Begegnung am Pool hatte Natalie sich eng an Steph gehalten, als hätten die beiden nicht schon den ganzen Tag miteinander verbracht. Selbst während der obligatorischen Sicherheitseinweisung hatte sie lieber mit ihrer Ex geplaudert, als die Gelegenheit zu nutzen, Kelly näher kennenzulernen. Es war schwer, nicht auf die Idee zu kommen, dass sie irgendwas an Kelly abstoßend fand … Und das musste ihre äußere Erscheinung sein, denn etwas anderes gab es nicht.

Das war eine weitverbreitete Reaktion, die Kelly schon vor Jahren akzeptiert hatte – als Konsequenz ihrer Entscheidung, sich in Bezug auf ihr Aussehen nicht der Norm zu beugen, sondern ihrem Wohlbefinden Vorrang einzuräumen. Schon als Kind hatte sie sich den Bemühungen ihrer Familie widersetzt, sie wie andere Mädchen anzuziehen, und sich sogar selbst das Haar kurzgeschnitten. Dafür war sie bestraft worden, was sie aber hingenommen hatte, um ihr Selbstbild zu wahren. Doch Reaktionen wie Kims beim Check-in oder Natalies ließen sie nicht unberührt.

Natalie trat in adretten Leinenhosen und einem ärmellosen Top aus dem Bad. Sie schlang sich einen langärmeligen Strickpulli um die Schultern und schlüpfte in ein Paar Sandalen. Ihre Füße waren wie ihre Hände – lang und zartgliedrig, mit leuchtendrotem Nagellack. »Bist du fertig?«

»Ja. Du siehst sehr hübsch aus.«

Ihre Augen begegneten sich kurz. Dann sah sich Natalie nach ihrer Handtasche um. »Danke. Ich habe Sachen eingepackt, die ich gut miteinander kombinieren kann, damit ich nicht zweimal dasselbe Outfit tragen muss.«

»Ich bin sicher, wir alle werden unsere Sachen zweimal tragen«, erwiderte Kelly. Sie würde alle vier Tage waschen oder nackt herumlaufen müssen. »Und selbst wenn ich jedesmal etwas anderes anziehe, wird es vermutlich doch so ähnlich aussehen wie das, was ich am Tag zuvor anhatte.«

»Ich glaube, Didi und Pamela haben genug dabei, um sich fünfmal am Tag umzuziehen, ohne irgendwas zweimal zu tragen. Ich habe keine Ahnung, wo sie das alles unterbringen.«

»Ich habe Pamela auf dem Balkon gesehen. Mir war nicht klar, dass sie gleich nebenan sind.«

Natalie schnaubte. »Das ist einer dieser kosmischen Späße, die Gott sich gern mit Natalie Chatham erlaubt.«

»Falls es dich tröstet – ich schnarche nicht, ich brauche nicht viel Platz, ich lasse meine Sachen nicht herumliegen und ich nehme das Bad nicht stundenlang in Beschlag. Im Grunde bin ich wie ein Cockerspaniel, nur dass meine Ohren beim Trinken nicht nass werden.« Sie wusste das kleine Lächeln, das sie erntete, zu schätzen.

»Ich werde versuchen, all das auch nicht zu tun … Nur wenig Platz beanspruche ich nicht gerade. Ich habe sämtliche leeren Schubladen in Beschlag genommen und jeden freien Kleiderbügel, und meine Sachen sind im ganzen Bad verteilt.«

»Kein Problem.« Kelly hielt Natalie die Tür auf und folgte ihr den engen Korridor entlang zu der Treppe mittschiffs, die zum Hauptspeisesaal auf Deck 5 hinunterführte.

Als sie den Speisesaal betraten, kamen sie an dem Paar vorbei, das Kelly vorher schon aufgefallen war. Sie nickte der jüngeren Frau zu und sah, dass deren rothaarige Begleiterin Natalie anstrahlte, die jedoch weiterging, ohne es zu bemerken.

Die anderen saßen bereits an einem runden Tisch am Fenster.

»Tut mir leid, dass wir uns verspätet haben«, sagte Natalie und griff nach dem Stuhl neben Steph.

Kelly warf einen flüchtigen Blick zum Fenster hinaus. Der Sonnenuntergang hatte den Himmel in Flammen gesetzt. Natalies Aussicht würde von den Vorhängen halb verdeckt sein. »Setz dich hierher, Natalie. Hier hast du einen besseren Ausblick.«

Natalie lächelte schüchtern und wechselte zu dem angebotenen Platz.

»Schöne Hose«, bemerkte Didi, die Kellys Chinos musterte. »Länge zweiunddreißig?«

»Einunddreißig Regular«, erwiderte diese amüsiert. Didis Herablassung angesichts der Männerhosen entging ihr keineswegs. »Fang keine Modediskussion mit mir an. Alles, was ich darüber weiß, habe ich in der Navy gelernt.«

»Ach, wie interessant«, antwortete Pamela. »Warst du auf einem Schiff wie diesem hier?«

»Ich habe nicht viel Zeit auf See verbracht, und nie auf einer Lady wie … ich meine, einem Schiff wie diesem. Ich war die meiste Zeit am Marinestützpunkt in Key West stationiert.«

»Was genau hast du da eigentlich gemacht?« Steph und Yvonne stießen sich gegenseitig in die Rippen, weil sie dieselbe Frage gestellt hatten.

»Ich war bei den SeaBeas, das sind die Bautruppen der Navy. Die meiste Zeit haben wir Gebäude auf dem Stützpunkt errichtet. Und zwischendurch war ich für sechs Monate in Dubai und habe an einer Flugpiste mitgebaut.«

Natalie sah sie neugierig an. »Das muss enttäuschend gewesen sein – zur Navy zu gehen und dann die ganze Zeit Sachen zu bauen, die mit dem Meer nicht das Geringste zu tun haben.«

Kelly schüttelte ihre Serviette auf und legte sie sich auf den Schoß. Dann beugte sie sich vor und sah von einer zur anderen, während sie sich an den ganzen Tisch wandte. Nur Didi schien kein Interesse an ihrer Antwort zu haben. »Keineswegs. Ich hatte gerade meinen Abschluss als Bauingenieurin gemacht, von daher passte das gut. Vielleicht hätte ich bei der Navy Karriere gemacht, wenn mein Vater nicht krank geworden wäre. So aber bin ich heimgekehrt und habe ihn bei der Leitung seiner Firma unterstützt – er war Generalunternehmer –, aber er ist vor einigen Jahren gestorben, und dann habe ich meinen Anteil an der Firma meinem Bruder verkauft und bin nach Rochester gezogen.«

»Na, wenn das keine gute Idee ist«, sagte Didi. »Den eigenen Firmenanteil an einen Partner zu verkaufen.«

Natalie drohte ihr von der anderen Seite des Tisches aus mit dem Finger. »Du hattest versprochen, das Thema ruhen zu lassen.«

Didi hob die Hände. »Entschuldige.«

Kelly erinnerte sich daran, dass Yvonne ihr erzählt hatte, Didi wolle Natalies Anteil an der gemeinsamen Firma übernehmen, und sie bereute, das Thema angeschnitten zu haben. »Dieses Wetter bringt die Erinnerung an die Zeit in Key West zurück. Im Sommer war es echt heiß, aber den Schnee im Januar habe ich kein Stück vermisst.«

Didi stöhnte und erzählte, wie problematisch es am Morgen auf dem Flughafen in Rochester gewesen war. Während sie sprach, registrierte Kelly amüsiert, dass sie und Pamela sich nicht nur für die Sailaway-Party umgezogen hatten, sondern auch noch einmal zum Abendessen.

Während des Dinners plauderten die sechs Frauen angeregt über ihre Pläne – nicht nur was das Schiff anging, sondern auch die verschiedenen Häfen. Kelly war froh zu hören, dass Yvonne zu allem aufgelegt war, was mit Wasser zu tun hatte. Steph sagte, sie würde überlegen, vom Strand aus zu schnorcheln, aber nicht von einem Boot aus. Didi, Pamela und Natalie wollten sich gar nicht ins Wasser begeben – sie wollten nur am Strand liegen und sich sonnen.

»Möchtest du meine Crème brûlée probieren?«, fragte Kelly Natalie, die ihre Schokoladentorte nur gekostet hatte. »Du scheinst mit deinem Nachtisch nicht glücklich zu sein, und mir ist das viel zu viel.«

»Bist du sicher?«

Kelly schob ihr den Teller hin. »Nur zu.«

Natalies Gesicht hellte sich auf, als sie kostete. »Das ist viel besser als das, was ich bestellt habe.«

»Iss es auf.« Kelly schenkte ihr noch eine Tasse koffeinfreien Kaffee ein und sah zu, wie Natalie Sahne und Süßstoff hinzugab. Ihr machte es Freude, Natalie Freude zu bereiten. »Hat irgendjemand Pläne für heute Abend? Ich glaube, um acht tritt eine Zauberkünstlerin auf.«

»Ich schau mal im Casino vorbei«, meinte Yvonne. »Ich weiß ja nicht, wie munter ihr alle überhaupt noch seid.«

»Steph und ich gehen in die Ladenpassage und schauen uns Badeanzüge an«, sagte Natalie.

Didi schob ihren Stuhl zurück und wartete, bis Pamela aufstand und ihre Hand nahm. »Wir ziehen uns zu einer Privatparty in unsere Kabine zurück.«

Kelly sah aus dem Augenwinkel, wie Natalie die Lippen zusammenpresste. »Als eure nächste Nachbarin kann ich nur hoffen, dass ihr es ernst meint, was den privaten Part angeht.«

Didis empörte Miene war unbezahlbar, aber Natalies zufriedenes Grinsen toppte alles.

3

Emerald Duchess