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FRAUEN IM SINN

 

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Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

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Manuela Kuck

Die Boxerin

Roman

K+S digital

1

Sie bewegt sich wie eine Tänzerin, dachte ich, als Nadine zum ersten Mal in den Boxclub kam. Wie eine klassische Tänzerin. Das war im Sommer, vor den Anschlägen in New York und Washington, als viele Frauen neugierig auf den Boxsport geworden waren, nachdem Regine Halmich Stefan Raab verprügelt hatte und die Töchter von Joe Frazier und Muhammad Ali aufeinander losgegangen waren. Nadine erinnerte mich sofort an Joy – wahrscheinlich war es die Art, wie sie ihr Kinn hob, als ich mit einem kurzen, schnellen Blick ihren zarten, fast zerbrechlich wirkenden Körper erfasste. Vielleicht verglich ich auch die meisten jungen Frauen, die ähnlich leicht und zierlich gebaut sind, mit meiner ehemaligen Schülerin, die ich vor beinahe zehn Jahren kennengelernt hatte, als sie wie Nadine Anfang Zwanzig gewesen war und ihre Heimatstadt Hamburg verlassen hatte, um nach Berlin zu ziehen. Wundern würde es mich nicht – wir haben einander viel bedeutet, und so ist es trotz aller Veränderungen bis heute geblieben.

Nadine kam zögernd näher, und ich sah, dass es abgesehen vom Gewicht und der Größe mehr Unterschiede als Ähnlichkeiten zwischen den beiden gab. Joy hatte sehr kurze blonde Haare, die auch heute noch einen widerspenstigen Wirbel im Nacken bilden, rätselhafte graue Augen und machte mit ihrem muskulösen und sehnigen Körper sofort einen energiegeladenen Eindruck auf mich – allerdings war sie bereits seit einigen Jahren Boxerin, als sie zu mir kam. Mit Anfang Dreißig ist sie heute immer noch genauso durchtrainiert wie damals, aber sonst hat sich viel in ihrem Leben geändert. Nadine trug ihre langen dunklen Haare hochgebunden, so dass ihr schmaler Hals zur Geltung kam. Sie hatte einen blassen Teint und verträumte blaue Augen. Während ich mir bei Joy sofort hatte vorstellen können, dass sie sich flink und kraftvoll im Ring bewegen würde, spürte ich bei Nadine mit jedem Schritt, den sie auf mich zukam, meine Skepsis wachsen: Diese feingliedrige junge Frau schien mir in einem Boxclub völlig fehl am Platz. Eine Einschätzung, zu der ich in den fünfzehn Jahren meiner Tätigkeit als Boxtrainerin noch nie so schnell gelangt war.

Die Frauen, die in meinen Boxclub kommen, haben ganz unterschiedliche Motive, ausgerechnet diesen Sport zu wählen. Die einen machen jede Mode mit, die anderen wollen erfahren, ob sie sich auf einen Zweikampf einlassen können, manche möchten sich lediglich fit halten, viele suchen eine Möglichkeit, in kurzer Zeit jede Menge Kalorien zu verbrauchen oder ihre Aggressionen loszuwerden. Manchmal entdecke ich eine echte Kämpferin. Eine Frau, die in den Ring will oder muss. Aber nicht jede ist talentiert genug. So wie Joy. Nadine konnte ich mir als Tänzerin vorstellen. Oder als Turnerin. Aber nicht als Boxerin, schon gar nicht in einem richtigen Zweikampf im Ring.

Wahrscheinlich bekam sie meine Bedenken mit, denn als wir einander vorgestellt hatten und ich ihr von den verschiedenen Trainingsangeboten berichtete, während wir durch die Halle schlenderten, hörte sie zwar aufmerksam zu und stellte viele detaillierte Fragen, erwiderte aber mein Lächeln kaum. Ich war verunsichert, denn auf der einen Seite sehe ich es durchaus als meine Aufgabe an, herauszufinden, warum jemand boxen möchte, auf der anderen Seite steht es mir nicht zu, noch vor der ersten Stunde ein Urteil zu fällen. Ich traute mir und meinen Bedenken nicht so recht über den Weg, denn Nadine ist genau der zarte, mädchenhafte Typ, den sich kaum jemand mit Boxhandschuhen vorstellen möchte, geschweige denn mit einer blutigen Nase. Meine Irritation wuchs, als ich feststellte, dass sie die einzelnen Trainingsgeräte offensichtlich zumindest dem Namen nach kannte. Die meisten Menschen wissen, was ein Sandsack ist und auch, wozu man ihn benutzt, aber dass es so was wie eine Maisbirne gibt, gehört nicht unbedingt zur Allgemeinbildung.

»Schauen Sie regelmäßig Wer wird Millionär?, oder warum kennen Sie sich in der Trainingshalle so gut aus?« versuchte ich die Stimmung ein wenig aufzulockern.

Tatsächlich ließ Nadine die Spur eines Lächelns erkennen, bevor sie antwortete.

»Mein Freund boxt und treibt Kraftsport«, sagte sie. »Da habe ich so einiges aufgeschnappt.«

Ich nickte. »Ach so. Sagen Sie, was halten Sie davon, wenn ich Ihnen zunächst unsere Informationsbroschüre mitgebe, und Sie lassen sich die ganze Sache noch einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen?«

Nadine blickte mir ins Gesicht. »Da gibt’s nichts mehr zu überlegen.«

»Sie haben sich entschieden?« Fitness, dachte ich, sie will bestimmt nur ein straffes Fitnessprogramm durchziehen.

»Ja. Schon vorher. Eine Bekannte meines Freundes boxt seit Jahren in Ihrem Club, und zwar richtig. Sie hat Sie mir empfohlen. Wann kann ich anfangen?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hob das Kinn.

Ich gab mir einen Ruck. »Und Sie möchten auch ›richtig‹ boxen?«

»Ich möchte es lernen.«

»Sind Sie sicher?«

Sie wandte den Blick kurz ab und sah plötzlich sehr müde aus.

»Verstehen Sie meine Nachfrage bitte nicht falsch«, fügte ich hinzu. »Manchmal trifft man im Überschwang eine Entscheidung, die man hinterher bereut. Lassen Sie sich doch einfach ein paar Tage Zeit. Ich dränge Sie nicht.«

»Ich treffe keine Entscheidungen im Überschwang«, erwiderte sie. »Ich möchte in den Club eintreten und einen Aufnahmeantrag unterschreiben, und zwar jetzt gleich.« Sie schob sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück.

»Gut, dann kommen Sie. Wir gehen ins Büro.«

Nadine las sich den Aufnahmeantrag nur flüchtig durch, unterschrieb und verabschiedete sich rasch, nachdem ich ihr einen Zettel mit den Trainingszeiten in die Hand gedrückt hatte. Ich blickte ihr eine ganze Weile nachdenklich hinterher. Fast war ich versucht, Joy anzurufen, um ihr von der jungen Frau zu erzählen. Dann fiel mir ein, dass sie mit ihrer Lebensgefährtin im Urlaub war. Elena und sie waren nun schon gut zweieinhalb Jahre ein Paar, und nach der stürmischen Anfangszeit schienen sie gut miteinander auszukommen. Ich freute mich für Joy, auch wenn es hin und wieder melancholische Momente gab, in denen ich damit haderte, dass unsere Beziehung damals keine Chance gehabt hatte. Inzwischen wusste ich ja, warum. Außerdem gab es seit einigen Jahren Petra. Sie war meine Steuerberaterin. Und meine Lebensgefährtin.

Wie ich es nicht anders erwartet hatte, stand Nadine zwei Tage später wieder auf der Matte. Sie trug unauffällige Sportklamotten, und ich entschied mich, zunächst mal ihre Kondition zu testen und sie ruhig ein wenig schwitzen zu lassen.

»Okay, fangen wir an«, sagte ich. »Es ist hier üblich, sich zu duzen. Bist du damit einverstanden?«

»Na klar, Charlotte.«

Nadine verzog keine Miene, als ich sie durch ein anstrengendes Gymnastik- und Aufwärmprogramm jagte. Sie schien nicht einmal schneller zu atmen, nachdem sie zusätzlich gut fünf Minuten mit dem Springseil verbracht hatte und dabei kaum aus dem Tritt geraten war. Da die meisten Menschen Mühe haben, fünf, sechs Sprünge hintereinander fehlerfrei hinzubekommen, war ich schwer beeindruckt.

»Sieht aus, als könntest du solche Übungen im Schlaf. Nun sag schon, was hast du vorher gemacht?« fragte ich.

»Turnen und Ballett«, sagte sie.

»Turnen und Ballett«, wiederholte ich.

Sie blickte mich an, als erwartete sie eine dumme Bemerkung oder Frage und versuchte, sich dagegen zu wappnen.

»Daher also die gute Kondition und Beweglichkeit«, sagte ich schließlich und nickte beifällig. »Dann kann ich mir ja weitere Tests in diesem Bereich sparen.«

Sie atmete tief aus. Sehr tief. »Wann boxe ich?«

»Am Sandsack sofort.«

»Und im Ring?«

»Ich weiß nicht. Später.«

Damit gab sie sich zufrieden. Ich holte ihr ein Paar Boxhandschuhe und half ihr, sie anzuziehen und zu schnüren.

»Nimm einen von den leichteren Sandsäcken«, wies ich sie an, und Nadine folgte meiner Aufforderung.

Ich blieb neben ihr stehen, erklärte, sah zu, korrigierte, machte ihr Schlagfolgen vor und war irritiert. Meine neue Schülerin bewies durchaus Talent, was die Beinarbeit anging und mich nach ihrem Hinweis auf ihre sportliche Vorbildung auch nicht weiter verwunderte – sie war ständig in Bewegung, und es sah mühelos leicht aus, wie sie über den Boden flog –, aber mit ihren Fäusten wusste sie kaum etwas anzufangen. Jede Anfängerin hat ihre Mühe, Schlagtechniken zu erlernen, die eine mehr, die andere weniger, die meisten sind jedoch von Beginn an in der Lage, die Faust mit einem gewissen Elan in den Sandsack zu schlagen. Und sie haben Spaß daran, es befriedigt oder verblüfft sie. Doch Nadines Schläge waren erstaunlich kraftlos, und es sah nicht so aus, als hätte sie eine wie auch immer geartete Freude daran, auf den leblosen schweren Sack einzuschlagen. Nun war sie zwar ein Leichtgewicht und völlig ungeübt in dieser Disziplin, aber eine Frau, die jahrelang geturnt und getanzt hat und unermüdlich ein Springseil kreisen lassen kann, müsste normalerweise ihre Faust so in einen Sandsack hauen können, dass der sich bewegt, und sei es nur ganz leicht. Das war bei Nadine kaum der Fall. Ein zehnjähriges Kind hätte mehr Kraft aufgebracht.

»Der beißt nicht«, sagte ich. »Hau mal richtig drauf!«

Es folgten zwei Schläge, die diese Bezeichnung kaum verdienten.

»Weiter«, sagte ich. »Stärker!«

Nadine mühte sich noch zehn Minuten, dann beendete ich das Training kommentarlos.

»Übermorgen geht’s weiter«, sagte ich.

Sie streifte die Handschuhe ab und schaute mich an. Jetzt, dachte ich, jetzt erzählt sie mir, was sie hier eigentlich will oder dass sie es sich doch anders überlegt hat.

»Okay. Vielen Dank«, erwiderte Nadine mit ernster Miene und verschwand im Umkleideraum.

Nach diesem Muster ging es in den nächsten Wochen weiter. Nadine kam alle zwei, drei Tage, doch trotz ihres Eifers schaffte sie es kaum, ihre Schlagkraft an den Sandsäcken zu verbessern. Ich verkniff mir jegliche Fragen und trainierte sie weiter. Und sie war so unermüdlich wie es eine Ballettänzerin nur sein kann – hundertmal, tausendmal die gleiche Übung, ohne eine Miene zu verziehen. Darin wiederum ähnelte sie Joy. Ich spürte dennoch, dass sich hinter der Maske ihrer Disziplin und ihres eisernen Willens eine gehörige Portion Ungeduld verbarg. Nadine brannte darauf, in den Ring zu steigen, und ich brannte darauf, zu erfahren, warum eine Frau im Zweikampf boxen wollte, die kaum in der Lage war, einem Sandsack einen kraftvollen Hieb zu verpassen.

An einem Freitagabend war es soweit. Nadine konnte kaum noch die Arme heben, nachdem sie Übungen zur Kräftigung der Schultermuskulatur hinter sich hatte und dann eine halbe Stunde am Sandsack gewesen war. Ich setzte eine gleichmütige Miene auf, als ich ihr ein schönes Wochenende wünschte und mich zum Gehen wandte.

»Warte, Charlotte!« rief sie mir hinterher, als ich schon halb aus der Tür war.

Ich drehte mich um. »Ja?«

Sie kam langsam näher. »Wann lässt du mich in den Ring?«

Sie war verschwitzt und blass, und ihre Augen wirkten noch größer als sonst. Ich war versucht, ihr über die Wange zu streichen, war mir aber sicher, dass sie das nicht gewollt hätte.

»Ich lasse dich in den Ring, wenn ich von dir erfahren habe, warum du hier bist«, entgegnete ich.

Einen Moment sah es so aus, als wollte sie davonlaufen. Sie war nicht der Typ, der anfing zu mosern oder sich wütend ereiferte wie Joy, aber es war deutlich, dass ihr der vorgeschlagene Handel ganz und gar nicht behagte. Dann glättete sie ihr Gesicht und versuchte ein kleines Lächeln. »Ich will boxen lernen.«

»Das genügt mir nicht. Ich will wissen, warum.«

»Warum ist das so wichtig? Fragst du jede Schülerin, warum sie hier ist?«

»Ich weiß es früher oder später bei fast allen, und das hat noch keiner geschadet. Boxen ist anders als Turnen, Radfahren oder Schwimmen.«

Sie sah auf ihre Hände. »Aber ist das nicht eigentlich meine Sache?«

»Eigentlich schon.«

Sie blickte wieder hoch. »Aber uneigentlich nicht, stimmt’s? Ich könnte auch einfach irgendwo anders hingehen, wo niemand nachfragt.«

»Das könntest du tun«, gab ich zurück.

Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. »Ja, könnte ich.«

»Wir könnten auch eine Kleinigkeit essen gehen und uns ein wenig unterhalten«, schlug ich vor. »Zwei Straßen weiter gibt es ein nettes Bistro.«

Sie überlegte einen Moment und schien das Für und Wider sorgfältig abzuwägen.

»Na schön, einverstanden«, sagte sie schließlich.

Nadine sah in ihrem kurzärmligen schwarzen Nicki und der grauen Leinenhose sehr gut aus. Sie trug einen silbernen Armreif mit dazu passender Kette, war leicht geschminkt und saß mit eleganter Selbstverständlichkeit kerzengerade auf ihrem Stuhl. Warum sollte eine zarte, junge Frau, die Spaß an einem gepflegten Äußeren und schon früher viel für ihren Körper getan hat, nicht plötzlich den Ehrgeiz entwickeln, eine halbwegs passable Boxerin zu werden? rief ich mich selbst zur Ordnung, als ich merkte, wie meine Verwunderung wuchs. Weil sie gar keinen Spaß daran hat, beantwortete ich mir meine Frage gleich selbst. Aber vielleicht geht es gar nicht um Spaß.

Wir bestellten beide Pasta und Salat, und als der erste Durst mit großen Gläsern Apfelschorle gelöscht war, seufzte Nadine leise. Ich lächelte sie an. »Du sprichst nicht gerne über dich, stimmt’s?«

»Nicht besonders. Wir kennen uns ja auch nicht sehr gut, und ehrlich gesagt, ist mir nicht ganz klar, was du von mir hören willst.«

»Das kann sich ja ändern. Erzähl mir doch einfach mal, wie du auf die Idee gekommen bist zu boxen.«

»Das ist gar nicht so einfach«, entgegnete sie. »Fest steht, dass ich mir vorgenommen habe, mal etwas ganz anderes zu machen, egal, wer was warum dazu sagt.«

Der Blattsalat wurde serviert – er war mit Krabben garniert und mit einer Balsamico-Vinaigrette angerichtet und einfach köstlich. Nadine aß langsam und bedächtig. Ich ließ mir nicht anmerken, wie gespannt ich war, und wartete ab, ob sie von sich aus fortfahren würde. Schließlich legte sie Messer und Gabel nebeneinander auf den geleerten Teller und schaute mich an.

»Wer sagt denn etwas dazu?« fragte ich. »Deine Eltern?«

»Meine Mutter«, antwortete sie. »Mein Vater ist schon lange tot. Wir hatten vor einigen Wochen einen hässlichen Streit, der ziemlich eskaliert ist. Wenige Tage später bin ich ausgezogen. Dabei ist es sonst nicht unsere Art zu streiten«, begann sie zu erzählen. »Es ging um meinen Freund Bernd – vielmehr fing es mit ihm an.«

»Der Boxer«, fügte ich hinzu.

Sie nickte. »Ja. Er boxt und studiert und passt meiner Mutter nicht, überhaupt nicht.«

Der Kellner brachte unser Essen. Ich hatte Spaghetti carbonara gewählt, Nadine überbackene Makkaroni. Ich schnupperte genussvoll und bestellte ein Glas Chianti.

»Warum nicht?«

»Es ist in ihren Augen keine angemessene Verbindung«, sagte Nadine in einem schärferen Tonfall, mit dem sie wohl ihre Mutter imitieren wollte, und plötzlich röteten sich ihre Wangen. »Das sehe ich natürlich ganz anders, und auf einmal ging es um alles mögliche: um mich und mein Leben und Bernd, um sie und, na klar, ums Boxen – das sind natürlich alles irgendwelche blöden Proleten für sie, und boxende Frauen sind nun wirklich das Allerletzte.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Da hatte sich sehr viel angestaut. Ich habe viel zu lange immer nur das getan, was meine Mutter wollte, und nun ist sie fassungslos, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe. Entscheidungen, die ihr nicht passen.« Nadine zuckte die Achseln. »So einfach ist das. Ich bin eben nicht mehr das kleine Mädchen, das nach ihrer Pfeife tanzt.« Sie spießte ein paar Makkaroni auf und führte die Gabel anmutig zum Mund.

Ich sah, dass ihr kleiner Finger zitterte. »Wie sah denn der Tanz nach ihrer Pfeife aus?«

»Nun, meine Mutter ist sehr vermögend und konnte es sich leisten, ihre Tochter zum Turn- und Ballettunterricht bei den besten Lehrern zu schicken, was sie ungeheuer nobel fand«, antwortete Nadine, nachdem sie geschluckt hatte. »Also habe ich getanzt und geturnt. Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr hat sie bestimmt, welche Klamotten ich zu tragen hatte. Sie schickte mich auf die besten Schulen und hatte ein wachsames Auge auf meinen Umgang, wie sie es nannte. Als ich mich entschied, Kunstgeschichte zu studieren, war das für sie gerade noch so in Ordnung.« Nadines Stimme war hell geworden.

»Ballett war demnach scheußlich?«

Sie hielt inne und schüttelte dann langsam den Kopf. »Manchmal schon, aber … ich war zu gut und zu lange dabei, um einfach behaupten zu können, dass dieser Sport völlig an mir vorüberging. Doch ich bin nie gefragt worden, verstehst du? Meine Mutter hat mich angemeldet und fertig.«

»Sie hat für dich entschieden.«

»Genau, und die Zeiten sind jetzt vorbei.«

»Weil du jetzt weißt, was du willst«, stellte ich fest und trank einen Schluck Wein. »Aber es ist dir klar, dass Boxen etwas anderes ist als Surfen oder Tennis oder Reiten? Es ist ein harter Kampfsport, und ich kann verstehen, wenn deine Mutter zunächst mal schlicht befürchtet, dass du dir ein blaues Auge holst, und sich bemüht, dich davon abzubringen.«

Nadine legte ihre Gabel beiseite und starrte mich. »Das befürchtet sie kaum, denn als ich ihr sagte, dass ich ihr hochnäsiges Getue samt Ballett und Turnen und ihre Bevormundung satt hätte und daran denken würde, das Boxen einfach mal auszuprobieren, wie es andere Frauen heute auch machen, hat sie sich fast ausgeschüttet vor Lachen! Und Bernd, der es ganz angenehm fand, dass ich mich so eindeutig auf seine Seite gestellt hatte, war ziemlich perplex, als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte. Er sieht in mir wohl auch eher das verwöhnte Püppchen, das nicht auf eigenen Füßen stehen kann, und ist ganz baff, dass ich tatsächlich von zu Hause ausgezogen bin.« Sie atmete tief durch. »Und du traust es mir auch nicht zu, stimmt’s? Warum traut mir eigentlich keiner etwas zu?«

Ich hielt ihrem Blick stand. »Ich traue dir viel zu und mir auch, aber ich kann aus einer Tänzerin keine Boxerin machen.«

»Vielleicht doch. Du hast es noch nie versucht, oder?«

Ich lächelte. Damit hatte sie unbestreitbar recht.

»Ich kann hart trainieren«, fügte sie hinzu.

Wie Joy, dachte ich, aber die war ein Naturtalent.

»Du befürchtest schon, dem Sandsack weh zu tun. Was glaubst du, was im Ring passiert?« wandte ich ein.

Sie zuckte zusammen. »Wenn ich lerne, dem Sandsack weh zu tun, lässt du mich dann in den Ring?« fragte sie leise, und ihr Gesicht war plötzlich weiß.

»Ich werde dich weiter trainieren«, antwortete ich einen Moment später. »Außerdem werde ich dir ein wenig von einer ehemaligen Schülerin erzählen. Wenn du dann immer noch in den Ring willst – okay.«

»Ist es eine Geschichte, die mich abschrecken soll?«

Ich schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Es gibt Parallelen zwischen euch – und auch große Unterschiede. Als ich Joy kennenlernte, was sie genauso alt wie du jetzt. Sie hatte mit siebzehn angefangen zu boxen und ihre Eltern damit fürchterlich auf die Palme gebracht.«

»Und sie boxt heute noch?«

»Ja, sie ist Anfang Dreißig und boxt immer noch. Ihre Einstellung hat sich jedoch grundlegend geändert.«

Nadine lehnte sich zurück. »Na schön, wie du meinst. Aber wie wäre es jetzt erst mal mit Nachtisch?«

Eine Stunde später war ich zu Hause. Petra erwartete mich auf dem Sofa vor dem Fernseher, wo sie in ihrem violetten Pyjama hingelümmelt 7 Tage 7 Köpfe schaute und sich bestens amüsierte. Ich setzte mich zu ihr, nahm mir eine Handvoll Erdnüsse und lachte mit ihr, während ich in Gedanken noch bei Nadine war, die sich unbedingt durchboxen wollte. Und bei Joy, die erst knapp anderthalb Jahre zuvor, nach dem Tod ihrer Mutter, angefangen hatte, Fragen über sich selbst zuzulassen.

2

Joy wollte vor ihrem Aufbruch noch ein wenig frische Luft auf der Terrasse schnappen, doch sie blieb in der Tür stehen, als sie ihren Vater mit verschränkten Beinen auf seinem Kissen sitzen sah. Simon rührte sich nicht. Er saß mit geradem Rücken in sich versunken da und schien weder den Wind noch die Kühle wahrzunehmen. Er schlief nicht, er träumte nicht, er meditierte, aber er nannte es sitzen. Simon saß. So lange Joys Erinnerung zurückreichte, kannte sie ihren Vater als Sitzenden. Morgens, abends, meist zwanzig, dreißig Minuten, hin und wieder aber auch für Stunden; mal in seinem Zimmer, wo er dann ein Räucherstäbchen anzündete, mal draußen. Simon selbst würde sich als Zen-Übenden bezeichnen. Joy war die Bezeichnung egal. Ihr Vater, ein erfolgreicher Landschaftsarchitekt mit Schwerpunkt japanische Gärten, war ihr immer fremd geblieben – seine Begeisterung für fernöstliche Philosophien erst recht. Und ihr Zuhause, das ganz von der tiefen Beziehung ihrer Eltern geprägt gewesen und in dem sie sich meist als fünftes Rad am Wagen vorgekommen war, hatte sie früh verlassen. Sie hatte Probleme gehabt mit einem Vater, der ihre Fragen in der Regel mit eigentümlichen Gegenfragen beantwortete oder seltsam lächelte und ein Rechteck mit gleichmäßig geharktem Sand und einigen nach welchem Prinzip auch immer verstreuten Steinen als Inbegriff eines harmonisch gestalteten Gartens, als perfekte Symbiose von Natur und Kunst bezeichnete. Und der Aufmerksamkeit ihrer Mutter, die ganz auf ihren Mann konzentriert gewesen war und sich neben ihrem Beruf als Lehrerin für Englisch und Kunst in verschiedenen christlich-sozialen Projekten engagiert hatte, war sie vergeblich hinterhergerannt. Joy war mit neunzehn Jahren kurzerhand und hocherhobenen Hauptes ins nahe gelegene Hamburg gezogen, um tagsüber an einer Sprachenschule Dolmetscherin zu lernen und abends im Boxclub zu trainieren. Später war sie nach Berlin gegangen, wo sie skandinavische Sprachen studiert hatte und mittlerweile ihre Brötchen als freiberufliche Übersetzerin und Dolmetscherin verdiente. Es war ihr recht gewesen, dass der Kontakt zu ihren Eltern immer flüchtiger geworden war und sie manchmal monatelang nichts von ihnen hörte. Sie brauchten einander nicht, so einfach war das. Und so schwer. Joy verspürte einen schmerzhaften Stich, als ihr bewusst wurde, aus welchem Anlass sie an diesem Wochenende, wenige Wochen nach ihrem dreißigsten Geburtstag, in ihr Elternhaus gekommen war.

Simon wandte den Kopf so plötzlich zu ihr um, dass sie erschrak. Er hatte graue Augen, so wie sie, und sehr kurzes graues Haar. Zum Lesen und Arbeiten brauchte er eine Brille, beim Sitzen nahm er sie ab. Joy nickte ihm zu. »Habe ich dich gestört?«

»Nein.«

Er stand auf und machte einige Schritte auf sie zu. Joy sah, dass er geweint hatte. Sein Gesicht war noch schmaler, als sie es in Erinnerung gehabt hatte, und er hatte Mühe, sich gerade zu halten. Seine Frau Dorothea war tot. Gestorben während einer Bypass-Operation, einem Routineeingriff, bei dem vorher nichts darauf hingewiesen hatte, dass es Komplikationen geben könnte. Ihr Herz war einfach stehengeblieben. Simon legte seiner Tochter kurz die Hand auf die Schulter, und Joy zuckte zusammen. Meine Mutter ist tot, dachte sie, fast erstaunt, wie fremd sich der Gedanke immer noch anfühlte, wie unwirklich. Als könnte so etwas nicht geschehen. Gestorben wird nur woanders. Sie blickte ihrem Vater ins Gesicht. Im Gegensatz zu dir glaube ich nicht an Reinkarnation, dachte sie mit einer nur zu bekannten Heftigkeit. Tot ist tot. Hör auf zu weinen, Papa, für dich ist sie doch eine Seele auf Reisen, die bald wiederkommt – das müsste es doch einfacher machen!

»Du willst aufbrechen, nicht wahr?« sagte Simon mit fester Stimme.

Joy atmete tief durch. »Ja. Es ist eine lange Fahrt bis Berlin.«

»Du bist hier jederzeit willkommen.«

»Danke.«

»Grüß deine Freundin von mir.«

»Das mache ich.«

Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, einen hellen, karg eingerichteten Raum mit einigen Kalligraphien an den weißen Wänden und einem alten, stets auf Hochglanz polierten Mahagonisekretär, den Simon von seinem Vater geerbt hatte. Ein Sofa und zwei Sessel waren um einen niedrigen Holztisch gruppiert, auf dem ein Tablett mit Teegeschirr und ein Blumenstrauß standen.

»Deine Mutter hat dir einen Brief hinterlassen«, sagte Simon und blickte seine Tochter an.

Joy stellte die Reisetasche, die sie ergriffen hatte, wieder ab. »Was für einen Brief?«

»Sie hat ihn im Krankenhaus geschrieben«, antwortete Simon.

»Also hat sie befürchtet, dass etwas schiefgehen könnte …«

Simon ging zum Sekretär, nahm einen Umschlag aus einem Seitenfach und reichte ihn ihr.

»Zumindest wollte sie wohl nicht ausschließen, dass trotz der günstigen Prognose auch Unerwartetes geschehen könnte. Du weißt, dass sie immer sehr besonnen war«, sagte er.

Meine Mutter ist kaum je krank gewesen, und die Situation muss sie sehr geängstigt haben, überlegte Joy. Sie berührte Simons Hand, als sie den Brief an sich nahm – sie war warm und sah auf einmal sehr alt aus. Plötzlich fiel ihr ein, wie er ihr als Kind Pfeil und Bogen geschnitzt hatte und sie auf eine große Scheibe schießen durfte. Nie hatte sie die schwarze Mitte getroffen, die doch so groß schien. Er schon. Seine Hände waren bereits damals sehnig gewesen, voller Furchen und hervortretender Adern. Arbeitshände. Doch der Spaß war ihr vergangen, als er ihr erklärt hatte, dass gar nicht er selbst schießen würde, sondern eine große, unerklärliche Kraft, der er sich anvertraut hätte. Joy war verwirrt gewesen, denn sie hatte nur ihren Vater gesehen und keine unerklärliche große Kraft. Und wenn die unsichtbar war und überall und für alle da und man nur auf sie vertrauen musste, warum sollte sie dann noch mit Pfeil und Bogen üben?

Joy steckte den Brief nach kurzem Überlegen ein. Sie wollte allein sein, wenn sie ihn las, und bei sich zu Hause. In aller Ruhe. Simon begleitete sie zum Auto. Er umarmte sie nicht, sondern legte ihr nur kurz die Hand auf die Schulter. »Bis bald, Joy. Alles Gute.« Damit drehte er sich um und ging zurück ins Haus.

Joy biss sich auf die Unterlippe, aber sie brachte es nicht übers Herz, ihm zu folgen und ihn zu fragen, ob er Hilfe bräuchte. Ihre Hilfe.

Joy traf am späten Abend in Berlin-Charlottenburg ein, wo sie seit einigen Jahren in einem mehrstöckigen Mietshaus aus der Gründerzeit in einer großzügigen Wohnung lebte, die sie sich während des Studiums mit einer Kommilitonin geteilt hatte. Claudia war mittlerweile längst verheiratet und wohnte mit Kind und Kegel in Mitte. Joy hatte den anfänglichen Gedanken, sich eine andere Mitbewohnerin zu suchen, rasch wieder aufgegeben und sich in allen Räumen ausgebreitet. Claudias ehemaliges Zimmer, das am ruhigsten war, funktionierte sie zu ihrem Arbeitsraum um, wodurch es in ihrem Schlafzimmer nun genügend Platz für einen vernünftigen Kleiderschrank gab, und am Ende des Flures durfte endlich ein Sandsack von der Decke hängen. Claudia hatte Boxen doof gefunden und Sandsäcke in der Wohnung sowieso. Joy strich die Küche orange-blau, das Bad dottergelb und stellte eine Liege auf den Balkon. Die Miete war erschwinglich, und Joy lebte gern allein. Ihre sozialen Kontakte beschränkten sich auf Elena sowie ihre Freundin und ehemalige Boxtrainerin Charlotte, mit der sie vor Jahren eine kurze Affäre gehabt hatte und die sie zwar nicht häufig, aber regelmäßig sah, oder ergaben sich durch den Sport oder berufliche Verpflichtungen. Ab und an ein Kino- oder Kabarettbesuch. Es gab keine weiteren engen Freundschaften, und Joy vermisste sie auch nicht. Hin und wieder vertiefte sich mal eine Bekanntschaft, sie wurde zu einem Geburtstag oder einer sonstigen Feier eingeladen, und manchmal meldete sich eine ehemalige Mitstudentin, mit der sie sich auf einen Kaffee traf, aber einen Großteil ihres Lebens verbrachte Joy mit sich allein, und sie fühlte sich wohl dabei.

Normalerweise genoss sie es, nach Hause zu kommen, ihre Jacke abzustreifen, dem Sandsack einige Hiebe zu verpassen, mit einem Glas Saft ins Wohnzimmer zu schlendern, eine CD einzulegen und sich auf die breite Couch fallen zu lassen und wohlig auszustrecken. Doch an diesem Abend war sie nur erschöpft und bleischwer, und sie spürte, dass die Grippe, die sie sich vor einigen Wochen eingefangen hatte, immer noch nicht hundertprozentig überwunden war. Der Anrufbeantworter blinkte, aber sie hörte ihn nicht ab. Sie hatte keinen Hunger, trank zwei Gläser Wasser und ging ins Bett. Elena konnte warten. Der Brief auch. Sie wollte ausgeruht sein, wenn sie ihn öffnete.

Joy wusste nicht, was sie erwartet hatte. Ihr war lediglich klar gewesen, dass der Brief sie beunruhigte, aber das gestand sie sich zu – wer würde angesichts eines hinterlassenen Schreibens der kürzlich und unerwartet verstorbenen Mutter nicht Spannung und Nervosität empfinden? Sie öffnete ihn am nächsten Morgen nach einem eiligen Frühstück bei einer zweiten Tasse Kaffee und las ihn einmal, zweimal, noch einmal. Dann legte sie die engbeschriebenen Blätter beiseite, um sie im nächsten Moment vom Tisch zu fegen. Wieder ging es nur um ihn! Und um das, was ihre Mutter für ihn tun konnte, sogar jetzt noch. Ich will nicht eingespannt werden, dachte sie, und Zorn wallte in ihr auf. Du bist tot, und mein Vater muss allein mit seinem Leben klarkommen. Du kannst gar nichts mehr für ihn tun! Erwartest du, dass ich deinem Wunsch besonderen Respekt entgegenbringe? Es nicht wage, ihn zu ignorieren, weil du tot bist? Dass ich zu ihm renne und nach all den Jahren, in denen wir einander nichts zu sagen hatten, alles beiseite schiebe, was je zwischen uns stand, und so tue, als wären wir schon immer ein Herz und eine Seele gewesen? Wie soll denn das funktionieren? Ich kann nicht auf Befehl die liebe, treusorgende Tochter sein, und ich will es auch gar nicht!

Joy packte ihre Sportsachen und fuhr mit dem Fahrrad zum Club, der nur zehn Minuten entfernt in einer ehemaligen Fabrikhalle untergebracht war. Nach einigen dringend notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten gab es inzwischen genügend Geräte für Frauen und Männer, eine Kraftsportabteilung, mehrere Ergometer und eine Sauna, die sie häufig nutzte. In der Cafeteria konnte man wunderbar Pasta mit verschiedenen Saucen essen, aber es wurden auch leckere Kuchen und Salate angeboten. An diesem frühen Sonntagmorgen waren nur wenige Boxerinnen und Boxer in der Halle und weit und breit noch kein Trainer in Sicht. Manchmal bedauerte Joy, dass sie nicht mehr bei Charlotte trainierte. Die große, kräftige Frau mit den breiten Schultern und den tiefroten Haaren hätte ihr jetzt ohne viel zu fragen ein hartes Programm zusammengestellt und wäre eine Runde mit ihr in den Ring gegangen oder auch zwei. Doch nach dem Scheitern ihrer Affäre hatte Joy sich einen neuen Club gesucht, um körperliche Nähe zwischen ihnen zu vermeiden. Dafür hatten sie ihre Freundschaft gerettet. Joy machte sich nur kurz warm, dann ging sie an den Sandsack und boxte auf ihn ein, bis ihre Arme sich wie Bleigewichte anfühlten. Das Klatschen von Leder auf Leder vermengte sich mit dem gleichmäßigen Schlagen eines Springseils und dem lauten Rufen zweier Boxer, die einander anstachelten. Joy lief der Schweiß über den Rücken, und ihre Lippen schmeckten nach Salz. Sie atmete schwer und fühlte sich besser, viel besser. Sie stellte sich lange unter die heiße, prasselnde Dusche. Wieder zu Hause, hob sie den Brief auf, strich ihn mit fast behutsamen Bewegungen glatt und legte ihn in eine Schreibtischschublade.

3

Elena war zehn Jahre älter als Joy und Dozentin für Sportwissenschaft an der Humboldt-Universität. Sie hatten sich gut ein Jahr zuvor kennengelernt, als Elena für ein Seminar zum Thema Frauenboxen in Joys Club recherchierte. Joy übte gerade am Speedball schnelle, präzise Schläge, und ihr Trainingshemd war bereits durchgeschwitzt, als ihr die Frau auffiel, die mit Block und Stift in der Hand in einiger Entfernung stehengeblieben war und ihr zuschaute. Joy war daran gewöhnt, dass eine boxende Frau immer noch Verblüffung hervorrief, oftmals auch Ablehnung, obwohl junge Frauen und Mädchen den Sport seit vielen Jahren ausübten und es mittlerweile auch in Deutschland im Profibereich erfolgreiche Boxerinnen gab. Joy selbst trainierte seit ihrem siebzehnten Lebensjahr, und sie stieg in unregelmäßigen Abständen auch immer mal wieder in den Ring. Sie kannte alle Argumente, die für und gegen ihren Sport sprachen.

Joy ließ die Fäuste sinken und wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. Die Frau lächelte und kam zwei Schritte näher. Sie war einige Zentimeter größer als sie selbst, also wahrscheinlich knapp einssiebzig und sehr schlank – hundertzehn Pfund, schätzte Joy. In dem kastanienbraunen Haar war mehr Grau zu erkennen, als es Joy für sich selbst lieb gewesen wäre, aber die Frau machte durchaus den Eindruck, gut damit zurechtzukommen, und der rote Pullover stand ihr hervorragend.

»Beenden Sie gerade Ihr Training?« fragte sie.

Joy nickte, öffnete mit den Zähnen die Schleifen der Handschuhe und streifte sie ab, um dann rasch zur Wasserflasche zu greifen, die einige Schritte von ihr entfernt auf dem Boden stand. Gierig schüttete sie das Wasser in sich hinein, ohne die Frau aus den Augen zu lassen.

»Ich heiße Elena Herold und recherchiere zum Thema Frauenboxen«, erklärte sie.

»Für wen oder was recherchieren Sie denn?« hielt Joy ihr entgegen. Sie hatte keine Lust, für irgendein Käseblatt Fragen zu beantworten, und wenn die Journalistin noch so schöne braune Augen hatte.

»Ich bin Sportdozentin an der HU und bereite ein Seminar vor.«

»Aha. Na, wirklich neu ist das Thema ja nicht gerade. Ich boxe seit zwölf Jahren«, entgegnete Joy. Uni hin oder her, so schnell ließ sie sich nicht beeindrucken.

»Ich weiß, darum geht es mir auch nicht. Ich beschäftige mich ganz allgemein mit Kampfsport und seinen Wurzeln wie auch seinen Auswüchsen. Boxen ist eine der Sportarten, zu denen ich recherchiere, und dazu gehören natürlich auch boxende Frauen. Mit Ihrer langjährigen Erfahrung sind Sie natürlich besonders interessant für mich.« Elena lächelte herzlich und zeigte ein Grübchen dabei. »Darf ich Sie nach der Dusche zu einem Kaffee einladen? Oder auch Tee, Saft, was immer Sie bevorzugen.«

Joy zögerte einen Moment. Aber es war ein halbherziges Zögern. Das Grübchen war ausgesprochen reizend. Und braunen Augen hatte sie noch nie gut widerstehen können.

Eine halbe Stunde später saßen sie in der Cafeteria. Joy löschte ihren Durst und vertilgte einen Teller Nudeln mit Ei, während Elena sich ein Stück Käsekuchen genehmigte und nach drei Bissen vorschlug, auf das steife Sie zu verzichten. Joy war es recht.

»Du hast also sehr früh mit dem Boxen angefangen?« nahm Elena den Faden wieder auf, nachdem sie ihren Kuchen bis auf einige Krümel verspeist hatte. »Wie bist du dazu gekommen? Was hat dich inspiriert?«

»Ich stamme aus Hamburg – da war in Sachen Boxen schon immer einiges los, und bereits in den achtziger Jahren gab es eine Menge Frauen, die sich mit dem schweißtreibenden Training fit halten oder auch mal in den Ring steigen wollten«, antwortete Joy. »Karate, Judo, Kickboxen – warum nicht gleich Boxen?«

»Ja, man hat eigentlich schon damals den großen Boom erwartet, ähnlich wie in den USA, der dann aber doch ausblieb«, ergänzte Elena. »Die Legalisierung durch die Verbände wurde zunächst verweigert, und eine halbwegs stabile Profiszene entwickelt sich hier erst seit einigen Jahren.«

»Drüben machen sie ’ne Menge Wind um nichts«, erklärte Joy mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Goldene, möglichst knapp sitzende Höschen, viel Show, Schminke und Flitter. Regina Halmich dagegen ist eine echte Sportlerin.«

Elena schmunzelte. »Verstehe. Dafür dürfte sie von den Gagen träumen, die amerikanischen Boxerinnen gezahlt werden. Außerdem, soweit ich informiert bin, hat noch keine deutsche Profikämpferin in den USA gewinnen können.«

Joy zuckte die Achseln. »Schon möglich. Ich mag den Showcharakter trotzdem nicht.«

»Was genau magst du denn am Boxen?«

»Die absolute Herausforderung an Körper und Geist – Kraft, Schnelligkeit, Reaktionsvermögen, Ausdauer, Konzentration. Keine Sekunde die Gegnerin aus den Augen verlieren. Nie von dem Punch erwischt werden, der dich ausknockt.«

»Wirst du wütend, wenn du Prügel beziehst?«

»Prügel ist nicht der richtige Ausdruck.«

Elena lächelte. »Gut, sagen wir, deine Gegnerin landet einige unangenehme Treffer bei dir. Treffer, die so richtig weh tun. Was geht in dir vor?«

»Ich versuche, meine Kräfte zu mobilisieren und gegenzuhalten.«

Das Lächeln wurde breiter. »Nein, nein, das meine ich nicht – vorher, was spürst du? Wut, Hass?«

Joy trank von ihrem Saft. »Hass ist übertrieben«, erwiderte sie dann. »Wut trifft es schon eher.«

»Aber ist Wut nicht hinderlich beim Sport? Schwächt sie nicht die Fähigkeit, eine Situation klar zu analysieren?«

»Ich sitze nicht über einer Mathearbeit – ich kämpfe mit meinem Körper, und wütende Reaktionen sind oftmals Bestandteil eines Kampfes. Entscheidend sind die richtige Dosis und das gekonnte Einsetzen der Wut. Sie darf mich natürlich nicht überschwemmen oder blindlings reagieren lassen.«

»Aber wärst du nicht ganz entscheidend im Vorteil, wenn deine Gegnerin wütend würde und es dir auf der anderen Seite gelänge, ruhig und klar zu bleiben?« fragte Elena.

»Wenn ich meine Gefühle unter Kontrolle habe, bin ich im Vorteil, denn ich behaupte mal, dass bei jedem Kampfsport Aggressionen und deren Beherrschung eine Rolle spielen, wahrscheinlich sogar bei jeder Sportart – mal mehr, mal weniger. Fußballer jagen nicht nur dem Ball hinterher, sondern treten bei Bedarf auch in die Beine des Gegners, wie man jeden Samstag beobachten kann. Es ist eine Binsenweisheit, aber man muss lernen, mit seinen Aggressionen umzugehen, dann können sie einem Kraft verleihen.«

»Wenn ich meine Runden drehe, fühle ich mich alles andere als aggressiv«, entgegnete Elena.

»Du bist Läuferin?«

»Ja.«

Joy lächelte. »So richtig oder mehr als Joggerin?«

»Was wäre denn der Unterschied?«

»Das Ziel, die Motivation«, sagte Joy rasch. »Wenn du im Wettkampf läufst, wirst du vielleicht auch mal sauer. Schau dir doch mal die Sprinter mit ihrem Getue an, bevor sie in die Starteisen gehen! Die sehen nicht gerade friedlich aus. Maurice Greene zieht regelmäßig ein Gesicht, als würde er seine Bahnnachbarn nur allzu gerne in die Waden beißen. Und auf den Mittelstrecken ist es ganz ähnlich. Da herrscht ein ziemlich übles Gedränge und Geschiebe, und so mancher Ellenbogen wird kräftiger eingesetzt, als unbedingt nötig wäre.«

»Ich laufe Marathon.«

Joy schluckte. »Herrje, den langen Kanten? Über vierzig Kilometer. Ist das nicht fürchterlich langweilig?«

Elena lachte. »Überhaupt nicht. Mir ist weder langweilig, noch werde ich wütend. Mein Ziel ist es, in einer meiner Leistungsfähigkeit und Vorbereitung entsprechend guten Zeit anzukommen.«

»Und wenn dir das nicht gelingt? Wirst du dann nicht ärgerlich?«

»Zugegeben, es nagt an meinem Selbstbewusstsein, es frustriert mich manchmal auch, weil ich durchaus ehrgeizig bin und leistungsorientiert laufe, aber ich werde nicht sauer. Ich versuche herauszubekommen, was falsch gelaufen ist – ob ich schlichtweg einen miesen Tag hatte, nicht richtig trainiert habe, am Anfang ein falsches Tempo gelaufen bin und so weiter. Doch warum sollte ich aggressiv werden? Mag sein, dass es Läuferinnen und Läufer gibt, die wütend auf sich selbst werden, wenn sie ihre gesteckten Ziele nicht erreichen, oder die andere behindern, um möglichst flott voranzukommen – das allein stützt für mich jedoch keineswegs dein Argument, dass Aggressionen in jeder Sportart eine entscheidende Rolle spielen. Beim Schwimmen geht es ums Schwimmen, beim Laufen ums Laufen – das sind für sich genommen noch keine aggressiven Tätigkeiten. Aber die Boxerin boxt. Ein Boxhieb ist an sich schon eine unbestreitbar aggressive Handlung, selbst wenn der Boxer oder die Boxerin frei von Wut ist: Es geht darum, den Gegner, die Gegnerin schlagend zu bekämpfen, ihr weh zu tun, sie zu Boden zu schicken. Und ein K.o. ist ein besonders gefeierter Erfolg. Oder willst du dem widersprechen?«

Joy lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und sah, dass Elena die Bewegung mit einem winzigen ironischen Lächeln registrierte.

»Boxen ist ein sehr direkter und offener Schlagabtausch nach festen Regeln, und es erfordert viel Disziplin, sich eine saubere Technik und die entsprechende Ausdauer anzutrainieren«, sagte Joy mit betont ruhiger Stimme. »Natürlich gibt es manchmal auch ein blaues Auge, eine lädierte Schulter, Schmerzen eben. Nenn mir eine Sportart, bei der es keine negativen körperlichen Auswirkungen geben kann, insbesondere wenn man es übertreibt und seine Grenzen nicht akzeptiert. Wenn dir beim Handball das Leder mit voller Wucht ins Gesicht fliegt, hat das bedeutend heftigere Folgen, als wenn dich ein Boxschlag trifft, der durch Mundschutz und Helm abgefangen wird; junge Turnerinnen haben innerhalb weniger Jahre kaputte Rücken und sind häufig magersüchtig; Skifahrer setzen regelmäßig ihr Leben aufs Spiel. Und ich habe auch schon läuten hören, dass Läuferinnen sich kaputte Gelenke holen und vor lauter Rennerei das Trinken vergessen. Das soll nicht besonders gesund sein. Irgendwie kämpfen doch alle, auf die eine oder andere Art und gegen welchen Gegner auch immer.«

»Ich habe keine Gegner, und ich vergesse das Trinken nicht«, entgegnete Elena.

»Wie schön für dich. Und was machen die Gelenke?«

Einen Moment fixierten sie einander, dann ließ Elena ihr Grübchen sehen. »Stimmt, die melden sich manchmal und sind ziemlich empört. Nur: Der Sinn des Laufens ist das Laufen, der Sinn des Boxens ist das Boxen.«

Joy schüttelte den Kopf. »Der Sinn des Sports ist eine faire kämpferische Auseinandersetzung nach festen Regeln, welcher Art auch immer, mit dem Ziel, zu gewinnen, gegen wen oder was auch immer.«

Elena lächelte. »Hört sich an, als hättest du dir viele Gedanken zu dem Thema gemacht. Was tust du, wenn du nicht boxt?«

»Ich bin freiberufliche Übersetzerin für skandinavische Sprachen und Dolmetscherin«, antwortete Joy.

Sie war davon überzeugt, dass Elena noch das eine oder andere Argument parat hatte, die Diskussion aber nicht auf die Spitze treiben wollte, weil sie längst gemerkt hatte, dass Joy ungnädig wurde und bereit war, ihren Sport zu verteidigen. Dabei war Joy selbstverständlich klar, dass es ein Unterschied war, ob jemand einen Fuß vor den anderen setzte oder aufs Surfbrett stieg oder aber zuschlug mit dem Ziel, die Gegnerin auf die Bretter zu schicken. Die innere Haltung war eine andere, das wusste sie nur allzu gut. Boxen war ungeschminkter Kampf, in dem sie sich wieder und wieder bewähren musste.

»Und was übersetzt du?«

»Romane, Sachliteratur aus verschiedenen Bereichen, auch Zeitschriftenartikel. Und wenn du mal jemanden brauchst, der Schwedisch, Norwegisch oder Dänisch dolmetscht – da bist du bei mir genau richtig«, antwortete Joy.

Elena lächelte herzlich. »Das werde ich mir merken.«

»Und du?« fragte Joy. »Was könnte ich bei dir, abgesehen vom Kampfsport und seinen Auswüchsen, noch so an Seminaren belegen?«

»Du könntest dich bei mir informieren zu den Themen Sportdidaktik, -psychologie und -soziologie, außerdem gebe ich Seminare zur Sportwissenschaft und kümmere mich um zwei Laufgruppen.«

Joy nickte. »Klingt interessant.« Sie schaute auf die Uhr. »Aber ich muss jetzt langsam los – auf meinem Schreibtisch liegt eine schwedische Liebesgeschichte, und der Verlag wartet bereits.«

Elena nickte. »Ja, es ist spät geworden. Kann ich noch mal auf dich zurückkommen, wenn sich weitere Fragen ergeben?«

»Du meinst, für dein Seminar?«

»Zum Beispiel.«

»Ich bin vier- bis fünfmal in der Woche im Club.«

Sie standen gleichzeitig auf. Elena griff in ihre Jackentasche und gab Joy eine Visitenkarte. »Sag mir doch mal Bescheid, wenn du einen Kampf bestreitest. Ich würde gerne zuschauen.«

»Auch wenn die Boxerinnen wütend werden?«

Darauf antwortete Elena nicht, sondern streckte Joy die Hand entgegen. »Alles Gute. Bis demnächst vielleicht mal. Und vielen Dank für deine Auskünfte.«

Als Joy ihr nachsah, war sie ziemlich sicher, dass es kein Wiedersehen geben würde. Was hatte sie mit einer ach so aggressionsfreien Läuferin zu schaffen, die friedlich ihre Runden im Park drehte, heiter und gelassen an Volksläufen teilnahm, weil es ohnehin keine Gegner für sie gab, und die Boxen für eine notdürftig getarnte Prügelei hielt? Joy hatte keine Mühe, sich die Ergebnisse von Elenas Recherchen vorzustellen. Auf der anderen Seite musste sie, wenn sie ehrlich war, zugeben, dass Elena durchaus etwas an sich hatte, das sie interessierte und Unruhe in ihr auslöste. Eine angenehm kribbelnde Unruhe. Warten wir’s ab, dachte sie. Vielleicht ist die Gute ja auch verheiratet und hat zwei Kinder … aber da müsste ich mich schwer täuschen.

Joy schrieb Elena drei Tage später eine eMail, auf die Elena binnen zwei Stunden reagierte. Tags darauf schickte Elena ihr einen kurzen, aber herzlichen Gruß, dem ein Artikel über Regina Halmich angehängt war. Joy revanchierte sich mit einem Bericht zum bevorstehenden Hamburg-Marathon, den sie im Internet aufgestöbert hatte. Anschließend ging sie alle zwei Stunden online, um ihre Mailbox abzufragen, aber die Antwort ließ auf sich warten, was eine bemerkenswerte Unzufriedenheit in ihr auslöste. Lächerlich, dachte sie am Nachmittag, Frau Dozentin hat schließlich noch etwas anderes zu tun, als ständig eMails zu verschicken. Und ich auch. Joy radelte zum Training und bekam rote Ohren in dem frischen Wind. Sie freute sich auf den Frühling, doch der ließ in diesem Jahr auf sich warten. Als sie nach Hause zurückkehrte, führte ihr erster Weg an den Schreibtisch, um den PC einzuschalten. Während der Computer hochfuhr, hängte sie im Bad die Wäsche auf und holte sich in der Küche etwas zu trinken. Das kurze melodische Klingeln signalisierte elektronische Post. Joy stellte ihr Glas ab und sauste nach drüben. Na bitte, aber sie war nicht von Elena. Eine berufliche Mail. Die Autorin der schwedischen Liebesgeschichte war nach langem Ringen mit den sprachlichen Änderungen einverstanden, die Joy vorgeschlagen hatte. Das war erfreulich, doch darauf hätte sie durchaus noch warten können. Erst am nächsten Tag traf eine neue Nachricht von Elena ein. Sie bedankte sich und schlug ein weiteres Treffen vor. Sie hätte noch einige Fragen, die sich am besten in einem persönlichen Gespräch klären ließen. Ob Joy Lust hätte, sich in einem Café in der Nähe der Uni mit ihr zu treffen? Und ob sie Lust dazu hatte. Joy rutschte eine Weile unruhig auf ihrem Stuhl herum, bis ihr die Formulierung der Zusage gefiel. Dann schaltete sie den Rechner aus und ging pfeifend ins Wohnzimmer, um Musik zu hören. Laute Trommelmusik über Kopfhörer. Sie schloss die Augen.

Joy betrat das Café in der Nähe der Staatsoper und sah Elena sofort, die ihr von einem Fensterplatz im hinteren Teil des Lokals zuwinkte. Sie winkte zurück und ging zu ihr. Hoffentlich sieht sie mir nicht an, dass ich eine halbe Stunde vor dem Kleiderschrank verbracht habe, um mich dann völlig entnervt für die üblichen Jeans und den blauen Pullover zu entscheiden, dachte sie. Und ich habe mitten am Tag einen Kajal benutzt, aber nur ganz dezent.

»Ach, toll, dass du Zeit hast und mir lange Wege ersparst«, sagte Elena. Ihr Händedruck war fest. Joy spürte, dass sie mehrere Ringe trug.

»Kein Problem«, sagte sie lässig und setzte sich.

Elena lächelte. »Hier gibt es übrigens ganz hervorragenden Cappuccino.«

Joy nickte. »Wunderbar.«

»Wie sieht es bei dir mit der Arbeit aus – hast du im Augenblick viel zu tun?« fragte Elena, als sie bestellt hatten.