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FRAUEN IM SINN

 

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Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.

 

 

Louise Auger

 

Eine Sommerliebe in Paris

 

Roman

 

 

Aus dem kanadischen Französisch von Claudia Kalscheuer

 

 

 

K+S digital

 

 

 

»Il n’y a pas de liberté sans obéissance et fidélité à ce qu’on a choisi.«

 

Jean-Louis Barrault

Der Saal ist gedrängt voll. Wie jedes Mal in solchen Situationen kann sie plötzlich nichts mehr unterscheiden, nur noch ein Gewirr sich bewegender Formen, Krawattenstreifen, Haarbüschel, Blumen auf Blusen, Farbkleckse, Köpfe und Arme ohne Gesichter, Gelächter, unzusammenhängende menschliche Laute. Übelkeit steigt in ihr auf und der Wunsch, Hals über Kopf davonzulaufen. Sie weiß nicht einmal mehr, was sie hier überhaupt wollte. Sie kennt niemanden, bis auf die Rechercheurin von Femmes-Plus, wie hieß sie noch gleich? Heiliger Sigmund, sagt sich Isabelle, mach, dass ich ihr nicht über den Weg laufe! Sie sucht nach ihrem Namen, ihrem Vornamen, irgendetwas, einer Spur. Aber in ihrem Kopf herrscht absolute Leere.

»Ein einmaliges Ereignis in der Verlagswelt«, hatte die Rechercheurin getönt, »eine Super-Party, Sie werden sehen, alle wichtigen Leute sind da!«

»Ich mag solche gesellschaftlichen Anlässe nicht besonders«, hatte Isabelle erklärt. »Außerdem kenne ich niemanden.«

»Ach was!«, hatte die andere ausgerufen. »Sie müssen sich sehen lassen, sich bekannt machen!« Und als letztes Argument, es würde ihr eine Freude sein, sie Pivot vorzustellen, »den ich gut kenne …«, hatte sie geflötet, mit verwegenem Blick. Im biblischen Sinne? Isabelle hatte die Replik zurückgehalten. Wenn der Geist galoppiert, müssen die Worte im Stall bleiben. Ihre Devise. Abgedroschen, hat ihr jedoch schon mehr als einen Tritt ins Fettnäpfchen erspart. Ihr Geist war ständig am Wiederkäuen, als müsste sie das Leben dreimal verdauen. Ihre stets hellwachen Sinne bohrten sich in die Menschen hinein, durchdrangen Gesichtsausdrücke, nahmen Blicke auseinander, loteten Betonungen aus, hakten sich an belanglosen Kleinigkeiten fest, nahmen Misstöne wahr, witterten kleinste Temperaturschwankungen; ohne dass sie es merkte, schlitzten ihre Sinne die Menschen auf, durchbrachen ihre Fassaden und spießten eine Menge zusammenhangloser Details auf. Sehr früh hatte sie lernen müssen, dieses fieberhafte Radarsystem einzudämmen, das zu viele Fragen stellte, zu viele Geheimnisse erriet, zu viel Unbedachtes sagte und die Erwachsenen störte. Es war besser, still zu sein. Nur schade um die Spontaneität, die sie bei anderen bewunderte.

Ihre Augen gewöhnen sich an die Bewegungen im Saal. Ihr Körper regt sich, sie beginnt ihre Füße wieder zu spüren, den Boden durch ihre Schuhsohlen, sie wird wieder klar im Kopf, die Flecken nehmen nach und nach wieder menschliche Formen an, die Geräusche bilden Wörter, die sie im Flug auffängt, sie kommt langsam auf der Party des Verlegerverbandes an. Was ist das überhaupt für eine Veranstaltung? Erneut fühlt sie sich unbehaglich. Warum hat sie kein Auge für all die Kleinigkeiten des Lebens, denen die anderen so viel Bedeutung beimessen? Ein auffälliges buntes Plakat prangt überall an den Wänden des Saals: ein Liegestuhl aus blendendweißen Holzlatten steht zu drei Vierteln in hellbraunem Sand, in dem Fußspuren darauf hindeuten, dass das aufgeschlagene Buch, das neben einer Sonnenbrille und einem großen rosaroten Hut auf dem Stuhl liegt, von seiner Leserin nur für einen kurzen Augenblick hingelegt worden ist, während sie einem rosaroten und gelben Luftballon hinterherläuft, der in der Nähe des Wassers durch eine endlose türkisfarbene Fläche schwebt, auf der sich in sonnenfarbenen Lettern der Slogan abhebt: »Ein Buch an der Sonne«. Sie geht näher heran, um die Signatur zu entziffern. Cloustel, ein Comic-Zeichner vielleicht oder ein berühmter französischer Maler, dessen Name ihr natürlich nichts sagt. Die engen Grenzen ihrer Kultiviertheit lassen sie in dem überfüllten Saal abdriften und untergehen, ein Bild drängt sich ihr auf, ein Hintern zwischen zwei Stühlen.

Eine Person auf einmal, zur Not drei oder vier, die sie bereits kennt, dann blüht sie auf, strahlt, schwelgt im Glück. Sie kann gut mit Menschen umgehen, in kleinem Rahmen. In der Masse, wie hier, verblasst der Mensch, vereinzelt in der Geselligkeit, und ihre Drachen werden panisch. Ihre Seele fühlt sich eingeengt und zwinkert im Dunkeln. All ihre Sinne sind überwach, es kommt zum Kurzschluss und sie fühlt sich leer und bodenlos. Sie ist niemand mehr in diesem Ozean, wo niemand ist, nichts als Spiegelflächen, stumm und taub. Die Menschen hier streifen einander nur, ohne sich wirklich zu berühren. Und sie beneidet sie. Sie schaffen es, da zu sein, ohne abwesend auszusehen; sie wissen, wie man redet, ohne etwas von sich preiszugeben; sie können schwimmen, ohne sich die Füße nasszumachen; sie beherrschen den Tanz und verstehen es wunderbar, einander nicht auf die Zehen zu treten. Und wenn sie sich weh tun, stecken sie es einfach weg; mit der größten Unbekümmertheit können sie Schläge austeilen wie einstecken. Sie hat es nicht gelernt, und das ist ein Handikap, nicht ganz sie selbst zu sein, ohne sich aus dem Blick zu verlieren. Stur beharrt sie darauf, sich ihren Ängsten zu stellen, ihre Drachen zu zähmen. Großtuerisch redet sie sich ein, dass sie sich diesmal mit Erfolg mondän geben wird, locker vom Hocker, wie Jackie bei Onassis, Régine im Elysée-Palast, jemand Entzückendes, Feinsinniges, Leichtes, den man als Appetitanreger genießt. Aber sie ist unverbesserlich, sobald sie die Nase herausstreckt, wird sie verletzlich, ein Nichts bringt sie aus der Fassung, wie Proust bei Guermantes sucht sie die verlorene Zeit.

Alle haben ein Glas in der Hand. Isabelle sucht die Bar, sagt sich, das ist etwas, was sie noch immer gefunden hat. Ihre Selbstironie muntert sie ein wenig auf. Sie macht einen kleinen Bogen um ein Grüppchen von vier Personen; im Vorbeigehen erkennt sie den vertrauten Duft von Eau Sauvage, dann die wohlklingende Stimme, den dunkelblauen und zerknitterten Anzug von … Wie hieß er doch gleich? Von den Leuten, die zu ihr in die Praxis kommen, behält sie die Namen, die Vornamen; ihre Eltern, ihre Kinder, ihren Großvater, ihre Großmutter, ihre Geliebte, ihren Liebhaber, gegebenenfalls auch im Plural, alles über sie weiß sie auswendig, sogar den Namen ihres Hundes, eine Stunde genügt ihr und es ist gespeichert, eingeordnet, ein für allemal in ihr Gedächtnis gegraben. Aber jetzt, da sie es braucht, entgleiten ihr sämtliche Anhaltspunkte; sie wird dastehen wie eine Sphinx, wenn er sie anspricht. Er bemerkt sie aus dem Augenwinkel, als er sich zu einer blonden Frau zu seiner Linken umdreht. Ihre Blicke begegnen sich. Jean-Louis, nun fällt es ihr wieder ein! Sie grüßt ihn mit einem Kopfnicken, ergänzt durch ein Lächeln, von dem sie zu ihrem eigenen Erstaunen spürt, dass es äußerst gewinnend ist. Jean-Louis und wie weiter? Er schnappt nach ihren rechten Arm: »Isabelle Coache!« Er spricht die Silben ihres Nachnamens korrekt einzeln aus, ihres französischen Nachnamens, den seine Landsleute hartnäckig englisch auszusprechen pflegen, Coach, ganz abgehackt und mit einer Bremse hinten, eine klapprige Kutsche in einem staubigen Western, mit den Sioux auf den Fersen und von Pfeilen durchlöcherter Plane … Jean-Louis Trouë! Der Journalist, der sie in einem Interview in eine peinliche Situation gebracht hat: »Sagen Sie mir, könnten die Frauen denn Ihrer Meinung nach ohne Männer auskommen?« Sie saß da wie ein Armleuchter und faselte: »Das würde freilich keine starken Kinder ergeben!« Die unsinnige Antwort ließ ihn in der Sendung losprusten, ohne dass sie gewusst hätte, ob er sich über sie lustig machte oder ob er versuchte, vor seinem treuen Publikum zu verbergen, wie ungeniert sie mit ihrer Antwort die Plumpheit seiner Frage herausgestellt hatte. Sein vertrauliches Auftreten lässt darauf schließen, dass er ihr jedenfalls nichts nachträgt. »Wie geht es Ihnen, meine liebe Madame Coache?« Mit Betonung auf »liebe«, was sie die Zudringlichkeit seiner Hand, die ihren Unterarm knetet, noch stärker spüren lässt.

Isabelle beobachtet ihn aufmerksam. Meine leichteste Übung, amüsiert sie sich innerlich. Mit seinen bald fünfzig Jahren und gewappnet mit dem Glanz seiner Berühmtheit, trägt Jean-Louis Trouë seine hohe, spitze Gestalt dennoch wie einen Anzug, den er sich ausgeliehen hat. Den Oberkörper gebeugt, als würde er gleich vornüberkippen, widersteht er dem Taifun in seinem Rücken; er wankt eher, als dass er sich umdreht, um sie direkt anzusprechen. Mit durchdringender Stimme, eine echte Sackpfeife, redet er ohne Punkt und Komma, ruft aus, wundert sich, ereifert sich, stellt sich Fragen und antwortet im selben Atemzug. Er hat ein Mundwerk, das nie stillsteht und in den hohen Lagen quietscht; er ist wach und aufgekratzt, während er sich mit seinem zerknitterten Gesicht über sie beugt, in dem ernst und ergreifend zwei traurige Mandelaugen funkeln, die um Liebe flehen. Sie mit seinem Grüppchen bekanntzumachen bereitet ihm unverhohlene Freude. Ihm zufolge sei sie genial, ein Muss, an dem kein Weg vorbeiführe, ein in ihren Kreisen verkannter Stern, den jedoch er, der glückliche Visionär, vor ihnen allen entdeckt habe. Seine unermüdlichen Lippen murmeln Lobeshymnen, seine Baritonstimme gleitet von einem Ohr zum nächsten und schmeichelt ihr unablässig. In seiner Gier nach ihrer Dankbarkeit trägt er so dick auf, dass Isabelle sich wundert, dass der Journalist und der Regisseur, denen er sie vorstellt, nicht loslachen. Aber er selbst ist es, den zwischen zwei Strichpunkten ein verlegenes Lachen überkommt; mit fieberhafter Geste streicht er eine ergrauende Strähne zurück, immer dieselbe, die sogleich wieder nach vorn fällt, rebellisch wie er selbst, ein ewiger Jüngling, dem es an Eroberungen mangelt. Sie findet ihn rührend; er macht ihr den Hof, wie er seine Interviews führt, mit dem naiven Ungestüm eines alternden Schuljungen.

Ihr malvenfarbener Blick richtet sich auf Isabelle, die darin hängenbleibt, während eine Hand mit langen Fingern sich kräftig um die ihre schließt. Ihr Lächeln strahlt die gleiche Wärme aus wie ihre Augen, zwei Seen aus nördlichen Wassern; sie ist mit ihr allein auf der Welt, etwas Friedliches, Tiefes und Frisches, eine Mischung aus Stein und Seide. Isabelle ringt nach Atem. Blond, sie ist märchenhaft blond, mit den aschfarbenen Strähnen einer Frau aus Norwegen, Dänemark, Schweden oder einem anderen nordischen Land, wo die Frauen zum Verrücktwerden blond sind. Ihr Mund, voll und genießerisch, ohne lasziv zu sein, lächelt auch dann, wenn sie nicht lächelt, ein kaum merklicher spöttischer und aufmerksamer, amüsierter und neugieriger Zug, mit zwei leichten Falten um die Mundwinkel, Lippen, die aufspringen müssen wie Fontänen, wenn sie lauthals lacht. Sie ist groß, hat überall Muskeln, die Isabelle unter der raffiniert bis zum Brustansatz geöffneten bauschigen Bluse erahnt. Isabelles Augen genügen ihr nicht, um alles zu betrachten. Sie versucht, ruhig stehen zu bleiben, einfach da zu sein, der Film spult sich in Zeitlupe ab, sie geht leicht in die Knie, um ihre Füße besser zu spüren, strafft ihren Rücken, nimmt die Schultern zurück. Die lange Hand hält ihre noch immer umschlossen, der Mund öffnet sich leicht, lächelt, spricht sie an. Die schleppende Stimme, der ausländische Akzent, sie hört Romy Schneider, sie sieht Marthe Keller, ihre Eierstöcke zucken. Isabelle versinkt im See ihres Blickes, brennt darauf, sie zu berühren, die malvenfarbenen Steine, die sich in ihre Augen gebohrt haben, machen Kringel in ihrem Bauch. Die warme Hand, ein flaumiger Kokon, eine Welle von Genuss, eine Reuse, die sie gefangennimmt; Isabelle fängt Feuer, ihr Blut gerät in Wallung, ihre Ohren sausen. Sie bekommt den Namen nicht mit, den Jean-Louis ihr samt Stammbaum aufsagt, jemand Bekanntes. Isabelle landet wieder auf dem Boden. Bestimmt zieht sie Männer vor. Keine Chance, sie zum Erschauern zu bringen oder auch nur ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr Mund wird trocken, sie erlischt. Nein, ich kenne diese Dame nicht, ich habe nicht das Vergnügen, lassen Sie uns das schnell beenden, in ihrem Vorzimmer drängeln sich die Verehrer bestimmt zu Dutzenden! Die Schönheit lächelt weiter, ihre Augen fixieren sie intensiv, Isabelle beginnt wieder zu brennen. Jean-Louis Trouë wird unruhig, ja, ich bin erfreut, entzückt, im siebten Himmel, in Ekstase, lieber Jean-Louis, aber sie sagt nur schlicht: »Guten Tag, Madame«, und erwidert ihren Händedruck.

Isabelle hört plötzlich, dass sie doch zumindest die Buchreihe, die Jean-Louis gerade erwähnt, kennen muss. Sie sagt, ja, natürlich, Kaufmann sei dort unter anderem erschienen. Die Blonde ist erstaunt. Ob Isabelle Psychoanalytikerin sei? Jean-Louis greift das Stichwort auf, spricht von Gewalt in der Ehe, erklärt in Kürze ihr Buch, rühmt ihren Eklektizismus, als wäre es sein eigener; Isabelle schiebt ein, zwei Worte ein, die Blonde macht »hmm, hmm …«, murmelt, »ich verstehe …«, und das Gespräch reißt ab. Sie hat mir nichts zu sagen, stellt Isabelle fest, ich ihr auch nicht, abgesehen von: »Ich werde mit Ihnen schlafen«. Isabelle sieht sie an, lange und zu intensiv. Die Schönheit schweigt, lange und zu beharrlich. Wenn der Teufel galoppiert, fressen die Pferde Heu. Ihr Begehren säuft ab, ein Kanarienvogel in einem Aquarium, eine Hummel in einer Fingerhutblüte. Lächerlichkeit tötet, schlussfolgert Isabelle. Unter dem Vorwand, sie habe Lust auf einen Aperitif, verabschiedet sie sich mit einem höflichen Kopfnicken in die Runde und tritt einen Schritt zurück, wobei sie ihren Arm, den Jean-Louis die ganze Zeit nicht losgelassen hat, wieder in Besitz nimmt, ihm ein letztes Mal die Hand schüttelt, auf Wiedersehen und danke, mein lieber Trouë.

Diese Frau ist ein Mythos, ein Trugbild, sinniert sie, als sie sich einen Weg durch die Menge bahnt. Unerträglich oder strohdumm oder mannstoll oder frigide oder verkopft oder schon Mutter und Großmutter, sie wird verheiratet sein, treu, unberührbar. Großmutter … Coache, du spinnst, sie ist in deinem Alter, vielleicht etwas darüber. Achtunddreißig? Vierzig, höchstens? Isabelle rechnet, sechs, acht Jahre Unterschied … Und überhaupt, warum sollte diese prachtvolle Blonde Frauen lieben? Aber wo ist denn nur diese Bar, verflixt! Das Rätselraten geht ihr auf die Nerven. Isabelle befiehlt sich, nicht mehr daran zu denken. Im Übrigen, woran erkennt man schon, ob eine Frau Frauen liebt? Es gibt kein einziges untrügliches Zeichen. Das erste Mal, als eine Frau sie auf den Mund geküsst hat … Aua! Sie ist gerade mit einer kurvenreichen kleinen Rothaarigen zusammengestoßen.

Eine Erscheinung, eine Sehenswürdigkeit, die aus der sonstigen Umgebung heraussticht. Ein Busen wie aus einer Dessous-Reklame, bemerkt Isabelle, üppig und prall. Der Anblick entlockt ihr ein Lächeln, voller Erleichterung, wieder in Kontakt mit dem gewöhnlichen Leben in all seiner Pracht und Fülle zu treten, quirlig, leicht und sorglos. Die Erscheinung erkundigt sich: Wo ist die Bar? Mit der Stimme einer Maus, die zwei Päckchen Gauloises am Tag raucht. Eine Säuferstimme, hatte Isabelles Mutter sich immer über Henriette empört, die Schwester ihres Vaters, eine Exzentrikerin, und immer in einem unmöglichen Aufzug, wie die Mutter dazusagte. Einmal hatten sie sie an einem Januarmorgen am Windsor-Bahnhof in Montreal abgeholt, als sie aus Toronto zu Besuch kam. Henriette stieg aus dem Zug; ihre Mutter holte tief Luft und stieß dabei einen lauten Ton der Entrüstung aus. Die Zigarette im Mundwinkel, in Nachthemd und Hausschuhen, ihre eingemummelte Spitzhündin gegen den massigen Busen gedrückt und den Strickbeutel am Arm baumelnd, winkte Henriette mit der Pfote des Hundes Isabelles Mutter zu, die schnaubte und sagte: »Henri! Nun erzähl mir nicht, dass sie sich nicht anziehen könnte, wenigstens für die Reise!« Und Henri, der die Unverfrorenheit seiner Schwester bewunderte, antwortete, ohne zu wagen, seine Gisèle anzusehen: »Ein Glück, dass sie Negligés hasst. Flanell ist doch noch züchtig!« Isabelle hatte laut losgelacht. Der Humor ihres Vaters vermochte selbst die bedrohlichsten Unwetter zu entschärfen. Dennoch hat ihre Mutter es ihr nie verziehen, für Henriette Partei genommen zu haben. Ein Verrat mehr zu Isabelles Lasten in dem großen Buch der Gefühle, das ihre Mutter seit ihrer Geburt führte, welche ihr zufolge eine einzige sinnlose Schlächterei gewesen sei. Bis heute hat sie ihre schlampige Tante, ihre stumme Komplizin, im Verdacht, den Dünkel ihrer Mutter mit Absicht gereizt zu haben, nur um ihr Lachen zu hören. Die Perlen deiner Seele, sagte ihre Tante, wenn sie sie in der Bettmulde kitzelte.

Die Maus Henriette zappelt vor ihrer Nase. »Ich weiß nicht, ich bin gerade erst gekommen«, antwortet Isabelle ihr lachend. »Da hinten links vielleicht – in der Ecke ballt es sich.« Ohne ein Wort des Dankes kehrt die Rothaarige ihr den Rücken und stürzt in die angegebene Richtung davon, die Unterarme als Stoßstange vorgestreckt, hier einen Ellenbogen, da einen Arm rempelnd. Als räche sie sich dafür, so kurz geraten zu sein. Isabelle folgt ihr, nutzt den Weg, den sie ihr bahnt, und kommt sich vor wie eine Giraffe, die in luftiger Höhe hinter einer galoppierenden Wüstenspringmaus herläuft.

Es war ganz hinten in einer Garderobe. In einer Februarnacht. Das Lokal hatte einen englischen Namen, Malcolm’s oder Harris’ Bar. Pascal hatte sie hingeführt. Um zwei Uhr morgens, sagte er, ist das der einzige Laden, wo es noch swingt. Da keine Garderobenfrau da war, mussten sie sich selbst in einen langen, schmalen Gang bemühen. Ein Gedränge war das, Leute, die schubweise mit ihren Mänteln herausquollen; andere standen Schlange, um hineinzugelangen, ein Mordsrummel! Sie zog ihren Mantel aus, und Pascal ging ihn zusammen mit seinem riesigen Cape aufhängen. Mit glühendem Gesicht kam er wieder heraus und besetzte eilends einen Tisch direkt gegenüber der Garderobe, der soeben freigeworden war. Während sie ihm folgte, wühlte sie in ihrer Tasche herum, sie hatte ihre Zigaretten in der Manteltasche vergessen. Also ging sie zurück, um sie zu holen: »Wenn ich in einer halben Stunde nicht wieder da bin, ruf die Feuerwehr, dann bin ich die Wände hochgegangen.« Die Garderobe war nun leer; sie ging ganz nach hinten durch, tastete ihre Taschen ab, nahm die Zigaretten heraus, und als sie sich umdrehte, kam gerade eine Frau herein, ihren Pelz über den Arm gehängt. Eine große, geschminkte Schwarze, die nach Parfum und Puder roch und mit ihrem bonbonrosafarbenen Mund breit lächelte. Aunt Jemima hat Ausgang, das Bild hatte sich ihr aufgedrängt. Sie nahm allen Platz ein mit ihrem Pelz, ganz zwanglos, und warf ihr ein höchst laszives Hello! zu. Sie ist beschwipst, schlussfolgerte Isabelle und versuchte, sich links um sie herumzuschlängeln, auf der anderen Seite des Nerzes, den die große Jemima lässig von der Hüfte bis zum Boden hängen ließ. Da geschah es, so unaufhaltsam wie ein Stein einen Hügel hinabrollt. Die Frau schlang ihren rechten Arm um Isabelles Taille, drückte sich an sie, wobei sie sie sehr sanft gegen die Mäntel schob, und küsste sie auf den Mund, langsam, sehr langsam, und murmelte dabei etwas auf Englisch, drei oder vier Worte, von denen sie nur »Honey« verstand. Inmitten von Wolle und Pelz schmolz sie dahin. Eine Ewigkeit, eine Sekunde, höchstens eine Minute. Gerade Zeit genug für die schöne Jemima, um ihren Mund in Besitz zu nehmen, ihn mit ihrer Zunge zu befeuchten, als sie ihn öffnete wie eine Auster, ihre Unterlippe zwischen ihre vollen Lippen zu nehmen, Zeit genug, um den süßen Geschmack ihres bonbonrosafarbenen Mundes auf dem ihren zu schmecken, Zeit genug für das kleine feuchte Geräusch, als sie sich wieder löste, das war alles. Ihr Arm führte Isabelle zurück in die Mitte der Garderobe, während sie irgend etwas murmelte und dabei lachte. Isabelle konnte die Worte nicht verstehen, aber die Stimme klang laut und fröhlich, als sei das, was gerade passiert war, das Gewöhnlichste von der Welt! Wie ein Blitz in Farbe ging es ihr auf, dass sie eine naive Gans war. Sie manövrierte sich aus dem Gang heraus, strich sich die Haare glatt, die von der Reibung an den Mänteln elektrisch aufgeladen waren. Kein Mensch würde ihr glauben; sie hatte sich das alles eingebildet. Ihre Hände zitterten, die Härchen auf ihren Armen waren aufgestellt, ihre Knie weich, das Höschen feucht, sie träumte nicht, eine Frau hatte sie geküsst. Die Situation war vollkommen verrückt. Sie hatte sie gewähren lassen, eine völlig Unbekannte; hätte ein Mann das gewagt, hätte sie Zeter und Mordio geschrien! Sie tauchte aus der Garderobe auf, strahlend, aufgekratzt und leicht benommen. Da waren Ellenbogen, Köpfe, schwere Körper, Lärm, Rauch, Watte, die sie vor sich wegschob, und plötzlich vor ihr, Pascal. Sie wurde wieder nüchtern. Von seinem Platz aus hatte er alles gesehen. Sie hörte auf zu atmen. Sie geriet aus der Fassung und suchte nach ihrem Feuerzeug. Was würde er denken – dass Frauen sie anzogen? Sein belustigter Blick ließ diese delikate Frage, die ihr die Eingeweide verknotete, in der Schwebe. Als er in herzhaftes Lachen ausbrach, lösten sie sich wieder: »Sie haben einen unwiderstehlichen Charme, Madame …« Er beugte sich zu ihr herüber und drückte ihr das Knie. Die Szene hatte ihm gefallen, damit hielt er nicht hinterm Berg. Dass sie Frauen gefiel war für ihn eine köstliche, süße Anekdote. Mit seiner Hand, die nach der ihren griff, beruhigte er sie vollends: Um so besser für dich, wenn sie gut küssen! Für diesen komplizenhaften kleinen Satz wird sie ihm ihr Leben lang dankbar sein. Das hat sie ihm bloß noch nie gesagt.

Ihren Scotch in einer Hand, eine Marlboro in der anderen, beobachtet sie die bunte Fauna um sich herum und langweilt sich höflich. Ihre Augen schweifen durch den Saal, kein blonder Schopf in Sicht, zu viele Leute, ihr Horizont beschränkt sich auf die sechs oder sieben Grüppchen um sie herum. Ein strahlend blonder Schopf, der alle anderen überragt. Sie würde ihn erblicken, würde direkt auf sie zugehen und zu ihr sagen … Was würde sie zu ihr sagen? Ich fühle mich in deinen Armen so klein, so klein in deiner Nähe … Sie hatte die näselnde 78er-Platten-Stimme von Lucienne Boyer nachgeahmt, und er hatte gelacht. Pascal war lebendig, lustig und bestrickend. Sie drückte sich an ihn, eine riesige, warme Höhle, die nach Eau Sauvage von Dior roch. Göttlich schön, viel größer als sie, extravagant gekleidet, ragte er aus der Menge heraus, ein Antidot gegen Langeweile, mit seinem Cape, seinem Borsalino, seinen zwei Metern, die er stolz zur Schau trug, sichtlich glücklich, über die gewöhnlichen Sterblichen erhaben zu sein. Mit Pascal hat sie gelacht wie mit keinem anderen Mann. Sie waren Vertraute, wie es Frauen untereinander sein können. Tatsächlich war genau das ihr Problem; sie hatten ein Verhältnis wie von Frau zu Frau, statt eines von Mann zu Frau. Sie verschlangen einander mit den Augen, machten einander den Hof, heiß, erregend, aber leider immer in der Vertikalen. Nichts, was sie umgeworfen hätte, was sie dazu getrieben hätte, sich atemlos aufeinander zu stürzen. Das einzige Mal, als sie ihn nackt gesehen hatte, war eine Katastrophe gewesen. Er hatte eine begeisterte Erektion, war selbst ganz verblüfft darüber; er schien überrumpelt und nicht recht zu wissen, was er damit anfangen sollte. Sie standen mitten im Zimmer, und statt sich fester an sie zu pressen, rückte er sein Becken von ihr ab, während er sie weiter küsste, damit sein Geschlecht sie nur nicht berührte. In dem Glauben, es handele sich um einen strategischen Rückzug, packte sie beherzt danach. Die Entschiedenheit ihres Zugriffs erschreckte ihn, er wich mit einemmal zurück. Vor Überraschung hielt sie ihn fest, er schrie auf und schlug ihr schallend auf die Hand. Sie stammelte unbeholfene Entschuldigungen, er zog sich in zorniges Schmollen zurück, das sie nicht zu durchbrechen wagte, aus Angst, aus seinem Munde die Schmähungen zu hören, mit denen sie sich, zerknirscht und beschämt, schon selbst überhäufte. Dies blieb ihr einziger sexueller Versuch. Manche würden sagen: ein Fiasko, andere: ein ganz alltägliches Missgeschick. Für sie beide war es die Offenbarung dessen, was sie schon ahnten: Pascal liebte Männer, wie sie Frauen liebte. Sie war mangels Erfahrung grob gewesen und er mangels Interesse vollkommen unerfahren. Sie hätten darüber lachen können, aber es war der Anfang vom Ende, der Zauber war zerbrochen, das schöne Paar, das sie bildeten, war leerer Schein, und ihre Integrität nahm ihnen die Lust, weiterhin so zu tun, als ob.

Isabelle lauert weiter auf die Rechercheurin, deren Name ihr immer ferner rückt, ebenso wie ihre Einladung im Übrigen. Wie könnte sie sie auch wiederfinden, in diesem Gewühl von Menschen? Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, sich in der Nähe der Garderobe zu postieren, um sie nicht zu verpassen. Aus dem Schrank kommen. Sie hatte laut gelacht, als sie Jahre später bei Renaud-Bray diesen Ausdruck entdeckt hatte, den ein Homosexueller als Titel seines Buches gewählt hatte. Er schrieb darin über die Herausforderung, in der Hetero-Welt zu seiner Homosexualität zu stehen. Sie war mitten in einer Garderobe aus dem Schrank gekommen. Jedenfalls hatte sie bei dieser Gelegenheit erfahren, dass das Aussehen einer Frau nichts mit ihrer Orientierung zu tun hat, nicht mehr als die Farbe der Segel mit dem Ziel eines Dreimasters. So, sagt sie sich, wenn ich noch lange hier herumstehe, ist es zu spät, um noch zu Abend zu essen. Ich trinke meinen Scotch aus und gehe, beschließt sie.

Claire Lescop, endlich ein vertrautes Gesicht! Claire küsst sie auf beide Wangen, gibt ihr Bussis, wie sie sagt. Sie springt herum, sie tiriliert, glücklich, ganz in ihrem Element, das Isabelle gesellschaftliches Leben nennt und sie Arbeit. Claire wundert sich, sie hier zu sehen. Sie hat es nicht für ratsam gehalten, sie einzuladen, »mit der Zeitverschiebung, du musst doch völlig neben dir stehen«, säuselt sie; sie hat nicht geglaubt, dass Isabelle Zeit hätte, »bei all den Verpflichtungen, die ich dir aufhalse …« fügt sie unschuldig hinzu; »oh, du warst großartig heute Morgen, mit Trouë!«, schiebt sie besänftigend hinterher. Claire repräsentiert ihren Verlag in Europa, und ohne sie wäre Isabelle nicht in Paris, um ihr Buch zu promoten. Warum also macht sie dieses ganze Getue um diesen Empfang? Im Grunde wird Claire einfach keine Lust gehabt haben, sie mitzuschleppen. Sei’s drum, sie ist ja dennoch eingeladen worden! Claire erkundigt sich, von wem, die Neugier ist ihr Beruf. Isabelle antwortet, der Name falle ihr nicht ein; Claire hebt die Augen zum Himmel, einmal mehr genervt von dem, was sie ihre mangelnde Professionalität nennt. Amüsiert gibt Isabelle die Frage an sie zurück – das ist ihr Beruf: »Du kennst sie bestimmt, es ist die Rechercheurin von Femmes-Plus.«

»Chloé Saint-Germain?« Claire kennt Gott und die Welt und erinnert sich mühelos an jeden Namen, ein wandelndes Who’s who, in dem alle nützlichen und berühmten Menschen des schillernden Tout-Paris verzeichnet sind. Isabelle bewundert dieses erstaunliche Gedächtnis, das ihr schmerzlich fehlt. Sie zögert einen Moment, denkt an Daphnis und Chloe … Ein Opernvorname, die Rechercheurin hatte einen Opernvornamen.

»Nein«, sagt sie, »nicht Chloé. Den Namen hätte ich behalten …«

»Dann … Gisèle Casevant?«

»Ja, genau, Gisèle Casevant!«, ruft Isabelle aus, erleichtert, dass das Rätsel sich gelöst hat. »Komisch«, denkt sie laut. »Es ist der Vorname meiner Mutter und ich habe mich nicht daran erinnert …« Claire starrt sie einen Moment lang an und spricht dann weiter, ohne auf diese Nebensächlichkeit einzugehen: »Ich wusste gar nicht, dass sie noch dort ist. Ich dachte, sie hätte zum Figaro gewechselt. Sie ist die Geliebte von Jean-Louis Pervenche, dem Chefredakteur, weißt du? Das ist mir eine, die gute Casevant!« Isabelle hat es nicht gewusst. Ihre Neugier für Klatsch ist so gering wie das Interesse einer Amöbe an Voodoo. Was Claire zur Weißglut bringt, die sich ein Bein ausreißt, um sie darüber aufzuklären, wer was mit wem treibt, wie, wo, wann und warum. »Aber diese Leute vergessen mich, kaum dass sie mich gesehen haben!«, hatte Isabelle erwidert, als Claire ihr einmal ihre mangelnde Aufmerksamkeit für Stars jeglicher Art vorgehalten hatte.

»Mag sein, meine Liebe, mag sein … Aber das ist ihr Privileg. Deine Karriere hängt von ihnen ab – die ihre ist gemacht!«

»Ein Grund mehr, dass sie meine Lobhudeleien nicht brauchen, um zu überleben.«

»Mit dieser Haltung wirst du dir aber keinen Namen machen!«

»Meinen Namen habe ich seit über dreißig Jahren, Claire, mir fehlt nichts! Und was meine Karriere angeht, da setze ich jetzt mein volles Vertrauen in dich – mein Buch ist geschrieben.«

»Ja sag mal, was glaubst du denn? Dass deine Arbeit getan ist? Die fängt gerade erst an, meine Liebe! Man veröffentlicht ein Buch, damit es gelesen wird …« Isabelle hatte eine Predigt über die Gesetze der Medienwelt zu hören bekommen, die Claire ihr in anklagendem Ton entgegenschleuderte. Sie nahm die Sache persönlich und schien Isabelles lässige Haltung als Missachtung ihr gegenüber aufzufassen. Ganz unrecht hatte sie nicht; Isabelle verachtet jeden Opportunismus, und Claire legt einen begeisterten Eifer an den Tag, alles zu verführen, was Rang und Namen hat. Sie lagen nicht auf derselben Wellenlänge, und es war klar, dass ihr Verhältnis nie sehr eng werden würde. Das war für Isabelle jedoch kein Grund zu wünschen, dass ihre bisher fruchtbare Zusammenarbeit wegen persönlicher Differenzen endete. Sie unterbrach Claires Redeschwall, als diese ihr gerade vorwarf, dass sie keinen Anrufbeantworter zu Hause hatte.

»Claire, du hast vollkommen recht, ich bin undiszipliniert und will mich um Besserung bemühen. Ich werde also nach Frankreich zum Teufel gehen …«, Claire hatte ein diskretes Lachen nicht unterdrücken können, sie mag Zweideutigkeiten und Wortspiele, »… und ich vertraue voll und ganz auf dich, um mich dorthin zu schicken!« Claire hatte sie leicht mit dem Ellenbogen angestupst, nun offen lachend, der Friede war geschlossen.

Aber er steht weiter auf unsicheren Füßen. Trotz ihrer guten Vorsätze muss Isabelle sich geschlagen geben. Sobald ihr Kontakt über die Routine der Termine hinausgeht, die Claire ihr rechts und links organisiert, um ihr Buch zu vermarkten, kommt Isabelle sich plump vor, elefantös und in ihren Augen so uninteressant wie die Erinnerung an ihren ersten Schluck Wasser. Claire begeistert sich für Menschen, die in der Öffentlichkeit brillieren; sie liebt es, sich beeindrucken zu lassen, wie andere es lieben, gestreichelt zu werden. Isabelle bietet ihr weder das eine noch das andere. Sie hat ihre Aufmerksamkeit nicht länger als drei Minuten fesseln können. Claire gibt ihr wieder Bussis, Wange rechts, Wange links, den gespitzten Mund ins Leere: »Bis nachher, meine Liebe, ich mach mal die Runde, es sind ja jede Menge Leute da! Wir sehen uns später, du gehst doch noch nicht gleich? Wenn ich Bastide erwische, stelle ich ihn dir vor, du wirst sehen, das ist ein Typ! Ansonsten rufe ich dich auf jeden Fall morgen an …« Und schon hat sich Claire in Luft aufgelöst, schneller als ihr Parfum, das sich um Isabelles Hals klammert.

Gisèle Casevant zeigt sich noch immer nicht. Der Eiswürfel schmeckt nach Claire. Poison, Gift, was für ein Name für ein Parfum! Sie verzichtet auf ihren letzten Schluck, verspürt das Bedürfnis nach einem zweiten Scotch und reiht sich wacker wieder in die Barschlange ein. Da sieht sie sie, wie sie sich ein neues Glas Weißwein holt. Ihr Rücken ist breit, stark, ihre Taille lang und geschmeidig, ihre Hüften und ihr Hintern verschwinden unter der Stoff-Fülle eines schwarzweißen Rockes mit aufgedruckten Motiven, die bei jeder ihrer Bewegungen mitschwingen. Sie dreht sich um, sucht jemanden, entdeckt Isabelle, die auf sie zusteuert. Diese lässt sich dabei Zeit, um das schwere Goldarmband und den kostbaren Ring zu registrieren, die Lässigkeit ihres auf der Theke liegenden Armes und die Eleganz ihrer Hand zu bewundern, die Kraft zu spüren, die von ihren langen Fingern ausgeht.

»Auf die Gefahr hin, ungebildet zu erscheinen – ich habe Ihren Vornamen vorhin nicht verstanden.« Ihre Stimme klingt seltsam sicher, trotzig. Ein Gefühl streift sie, dass ihr als Fremder in dieser Stadt, als durchziehendem Gast in diesem mondänen Milieu alle Kühnheiten erlaubt sind. Das Club-Med-Syndrom. Ein Buchtitel. Sie denkt lauter Unsinn, ihr Geist beginnt zu vagabundieren, sobald ihr Herz erstarrt.

»Evankört.« Die Blonde fügt nichts hinzu, nur diese Silben, die sich in Isabelles Kopf aufreihen. Wenn der Teufel galoppiert, müssen die Pferde … Sie reißt sich zusammen, versucht Namen und Vornamen voneinander abzugrenzen, da geht ihr ein Licht auf.

»Wie in Adam und Eva?«

»Ohne a und ohne Adam.« Das »a« zieht sich in die Länge, genau wie ihr Blick. Sie mustert Isabelle sorgfältig, ohne Eile, mit einer offensichtlichen Aufmerksamkeit, die an Unverschämtheit grenzt. Sie prüft alles, den braunen Schopf, die breite Stirn von Henriette, die grünen Augen von Gisèle, die schmale Nase, die vorspringenden Wangenknochen, die kräftigen Kiefer von Henri, das zarte Kinn von Großmutter Coache und ihre geschwungenen Lippen – Isabelle weiß, was ihr Gegenüber anschaut, nicht aber, was sie darin sieht.

Sie will gerade anfangen, sich darüber zu beunruhigen, da beginnt die schöne Blonde wieder zu reden: »Man hat mir gesagt, Ihr erstes Buch handele von der Leidenschaft. Erzählen Sie mir davon …« Ihr Akzent durchtränkt die Silben mit einer einschmeichelnden Sinnlichkeit, die Isabelle lähmt wie einen auf seinen Angelhaken gespießten Wurm. Die Blonde greift nach ihrem Weinglas, trinkt einen Schluck, lächelt den Kellner an, wendet sich wieder Isabelle zu. Sie ist überall und nirgends, ihre Frage ist bloße Höflichkeit, denkt Isabelle niedergeschlagen. Mit einem Jahrhundert Verspätung begreift sie plötzlich, was sie mit Eva ohne a meinte. Sie heißt Ev – Ev Irgendwas, das mit -ört endet. Und ohne Adam … Sie meint, dass es in ihrem Leben keinen Mann gibt oder dass sie keinen will. Das wäre zu schön! Ev ohne a, ohne eine Frau? Isabelles Herz spielt verrückt, es schlägt ihr bis ins Hirn.

Wie durch Zauberei kommt das Gespräch zuerst auf ihr erstes Buch, dann auf das zweite. Isabelle redet die ganze Zeit, viel zu viel, vom Schreiben, ihrer Tätigkeit als Psychologin, über die Promotiontour für ihr Buch, ein bisschen von Gewalt, sehr wenig von Leidenschaft, überhaupt nicht vom Begehren, das ihr im Moment als das einzig interessante Thema erscheint. Sie erfährt nichts über Ev, die Frage um Frage stellt, ohne ihr den geringsten Einfluss auf den Gesprächsverlauf zu lassen. Wie eine professionelle Journalistin. Sie ist unergründlich, sinniert Isabelle, als ihr ohne jede Vorwarnung die Frage entgegenschlägt: »Und was denken Sie über die homosexuelle Liebe?« Ein kurzes Zögern, nur lang genug, um wieder zu Atem zu kommen, entweder ist sie hoffnungslos naiv oder sie gibt ihr einen Wink mit dem Zaunpfahl, nein mit einem Baumstamm, und Isabelle hört sich erwi­dern: »Nichts Besonderes, aber es wäre mir eine Freude, Sie dazu zu bekehren!«

In Evs Gesicht liest sie erst Überraschung, dann Belustigung, bevor sie das Lachen vernimmt, in das Ev ausbricht, während sie den Kopf abwendet. Isabelle hat sie verlegen gemacht. Sie ist leicht rot geworden und richtet den Blick langsam wieder auf Isabelle. Diese stellt fest, dass Ev weder verärgert noch verwirrt aussieht. Ev lässt ihre Augen über sie wandern, ungeniert, mit einer Selbstsicherheit, die Isabelle schweigend einsteckt. Ev ist nicht wirklich verlegen, eher aus dem Konzept gebracht. Sie war nicht darauf gefasst, dass Isabelle die Initiative ergreift. Sie lächelt wieder, öffnet den Mund, Isabelle fragt sich, was sie erwartet. »Bleiben Sie länger in Paris?« Isabelle antwortet willig.

»Einen Monat, vielleicht zwei …« Sie will Ev die Macht, ihrer kühnen Einladung eine ausweichende Antwort entgegenzusetzen, nicht allein überlassen. Sie fügt hinzu, das hänge vom Verlauf ihrer Tour ab und davon, wie lange sie Urlaub machen werde, in Paris oder anderswo, das wisse sie noch nicht.

Ev wühlt in ihrer Tasche herum. Isabelle verliert allmählich den Mut. Heiliger Sigmund, worauf wartet sie, um zu reagieren? Sie hat ihr gerade einen elefantengroßen Ball zugespielt, und zurück kommt ein Mäuschen! »Und ist ein drittes Buch in Aussicht?«, erkundigt sich Ev. Sie erwidert, ja, sicher werde es eines Tages ein weiteres Buch geben. Sie kann nicht mehr, es macht sie ungeduldig, sich derart im Kreis zu drehen. Warum sie danach frage, ob sie länger in Paris bleibe? Ev antwortet nicht sofort. Sie hält Isabelle ihre Karte hin, mit einer sehr sanften, langsamen Geste. Ich mag ihre fliederblauen Augen, denkt Isabelle. Ev reicht ihr die Karte, wünscht, dass sie ihr ihre beiden Bücher zukommen lässt, so bald wie möglich, fügt sie hinzu. »Rufen Sie mich am Dienstag unter dieser Nummer an … Mir liegt daran! Vor fünfzehn Uhr.« Ev Anckert, Verlegerin. Isabelle hebt die Augen wieder, Editions Anckert, das ist sie, murmelt, ja, natürlich. Ohne ihr die Hand zu reichen, lächelt Ev das Lächeln von Marthe Keller, sagt noch: »Sie mögen doch Muscheln, nehme ich an?« und geht dann ruhig davon, ohne ihre Antwort abzuwarten. Sie wird nicht umsonst hergekommen sein.

Paris. Freitag, den 28. April

 

Die Blauglockenbäume an der Place Fürstemberg stehen in voller Blüte. Ein verspäteter Frühling dieses Jahr, sagt man mir. Ich habe mir gerade mit Genuss die Ausstellung »Floralies Naïves« in dem nahegelegenen kleinen Museum für Naive Kunst (ja, ganz recht!) angeschaut. Es hätte Dir nicht gefallen: kein schwarz-weiß! Paris ist immer noch so berauschend. Habe mein Herz verloren … eine prachtvolle Blonde, die ich gestern Abend kennengelernt habe. Fortsetzung folgt in meinem nächsten Brief. Ich umarme Dich.

Isabelle

 

 

Timothée, seit zehn Jahren Komplizin ihres Liebeslebens, wird vor Ungeduld mit den Füßen scharren, wenn sie diese Postkarte liest. Wenn ihre Finanzen nicht so knapp wären, hätte sie sie in Montreal angerufen, einfach um der Freude willen, sie quer über den Atlantik in Lachen ausbrechen zu hören.

Sie wünschte, Timothée wäre da und könnte mit ihr an diesem Tisch des Café Flore sitzen. Ihr, die die Menschen mit einem einzigen Blick erfasst, würde Isabelle von ihrer Begegnung mit Ev erzählen, ohne das geringste Blinzeln, das geringste Zucken des Mundes auszulassen, und es auch nicht versäumen, ihr die Wirkung ihrer Mezzostimme und das Vibrieren ihres Akzents in jeder ihrer Zellen auszumalen. Sie würde Timothée alles berichten, und die würde ihr daraufhin das Porträt von Ev Anckert zeichnen können, ihre Erfolgschancen abschätzen und sie über die Gefahren beruhigen, die sie darin sieht, sich Hals über Kopf in ein Abenteuer mit dieser großen blonden Frau zu stürzen, die ihr den Atem raubt. Timothée hat die Gabe, die Distanz einzunehmen, die sie selbst meistens vergisst zu wahren, um nicht verletzt zu werden. Timothée die Fotografin, die einen Schritt zurückzutreten weiß, ehe sie handelt; Timothée die Weise, die ihre eigene zurückhaltende Natur kompensiert, indem sie in den Höhen und Tiefen von Isabelles Liebeslebens schwelgt. Timothée, flüstert Isabelle für sich, du fehlst mir, und ich werde am Dienstag an dich denken, wenn ich versuche, deinen Rat zu befolgen und nicht umzufallen, ehe die andere auf dem Boden liegt. Aber wenn mir das gelingt, wenn ich es schaffe, vorsichtig zu bleiben, wirst du dich vielleicht langweilen – sogar mehr als ich mich selbst –, mich so brav zu sehen.

Die Liebesleidenschaft zieht ihre gewaltige Kraft aus der schöpferischen Energie, die sie in uns entfacht. Zwischen der Ekstase, sich mit Leib und Seele hinzugeben, und dem Schmerz, vielleicht zu leiden, wenn der andere uns verließe, zwischen diesen beiden Polen der Leidenschaft, dem Selbstverlust und dem Verlust des anderen, erwächst uns immer wieder die Überzeugung, dass das eigene Leben es wert ist, gelebt zu werden. Ohne diese erlösende Überzeugung würde der Künstler vor seiner jungfräulichen Leinwand vor Schrecken erstarren, vor dem leeren Blatt für immer verstummen. Die Kunst ist eine Lüge, die die Wahrheit spricht. Picasso hatte recht. Wie die Kunst treibt uns die Liebesleidenschaft zur Aktion und bringt uns in Verbindung mit unserer eigenen Wahrheit, verwurzelt uns in unserem Wunsch, trotz allem zu leben. In der Lust des Selbstverlustes riskieren wir es, zu lieben und geliebt zu werden, erschaffen wir unser Leben jenseits unserer stummen Ängste, jenseits unserer verdrängten Schmerzen, und das Kind in uns, das ungeliebte und furchtsame, das einsame und verzweifelt nach Anerkennung hungernde, atmet plötzlich auf, kritzelt sein leeres Blatt voll, erfindet sein Leben entsprechend seinem authentischen Selbst.

 

Bequem in ihre Kissen gelehnt, liest Ev diese Passage ein drittes Mal. Das hätte eine alte Seelenklempnerin mit zwanzig Jahren Praxis auf dem Buckel schreiben können, befindet sie, und nicht diese junge Schönheit, die auf Cocktailpartys herumspringt. Eine Lüge, die die Wahrheit spricht … Natürlich ist mir dieses Zitat bekannt – Coache hat auf den Wälzer zurückgegriffen, den ich selbst vor vier Jahren herausgegeben habe! Aber die Leidenschaft als schöpferischen Prozess zu sehen, auf diese Idee, das gesteht Ev sich ein, wäre sie nie gekommen. Sie fragt sich, was Mado darüber denken würde … Oder Guido, der wäre bestimmt platt! Sein großer Picasso, zwischen Marilyn French und Alice Miller aufgefahren! Dieser Frau fehlt es wirklich nicht an Kühnheit … Und Guido wäre begeistert. Er, der nur danach verlangt, in Erstaunen versetzt zu werden, wäre mit der schönen Coache voll bedient! Die Liebesleidenschaft: Zwischen Ekstase und Schmerz. Ev gelingt es nicht, die verschiedenen Eindrücke zusammenzubringen; diese Frau ist ihr ein Rätsel. Unwillkürlich muss sie lächeln. Sie kramt in ihrer Vergangenheit herum, kann sich nicht erinnern, dass eine Frau ihr jemals derartig derbe Avancen gemacht hätte. Nein, nicht derb, korrigiert sie sich. Es lag keinerlei Vulgarität weder in ihrem Ton noch in ihrer Haltung. Eher Eleganz. Eine Spur von Dreistigkeit, gemischt mit einer entwaffnenden Unschuld. Sie hätte sie küssen mögen. Sie starb vor Verlangen danach. Von Anfang an, stellt Ev fest. Ich bin schwach geworden, sobald ich sie gesehen habe … Zwei unglaubliche Smaragde, die sie durchbohrten, sie immer wieder suchten. Ev schaut sich den Buchumschlag näher an. Auf dem Foto umschmeichelt das Licht die linke Wange, jeder Gesichtszug tritt wie gemeißelt hervor. Profiarbeit, folgert Ev. Endlich ein Verlag, denkt sie, der begriffen hat, dass man kein Papier verkauft, sondern ein Gesicht. Mit ihrem kehligen Akzent wird die schöne Quebecerin Frankreich im Sturm erobern. Trouë hatte sie jedenfalls schon für sich eingenommen. Meine Güte, trug der dick auf! Die Arme war ganz verlegen … Nein, korrigiert sich Ev, an Schüchternheit leidet sie nicht gerade. »Es wäre mir eine Freude, sie dazu zu bekehren …« Die Replik war geistreich und auf den Punkt gebracht. Jede andere hätte irgendeine Platitüde gestammelt. Nicht aber sie. Ganz gleich, ob Sie noch nie mit einer Frau geschlafen haben, ich will Sie, und Sie werden sehen, es wird Ihnen gefallen! Ev hatte gespürt, wie sie rot wurde. Wie eine Jungfrau im Freudenhaus! Die Erinnerung daran versetzt ihr einen Stich. Verdammt, diese Frau ist wirklich unverfroren! Ev lacht vor sich hin … Und für Bastide hat sie gerade mal ein Kopfnicken übrig gehabt. Ev freut sich noch immer daran, was der für ein Gesicht gemacht hat, der alte Depp! Sie hat schon so manch andere vor ihm schöntun und sich verrenken sehen, woraufhin das Schwein sie demütigte und im Handumdrehen zur Schnecke machte. Coache dagegen hat ihn dumm dastehen lassen, indem sie ihn einfach ignorierte. Ev denkt, dass die schöne Quebecerin sich wahrhaftig was traut. Denn er hat einen langen Arm, dieser Bastide, ein Lüstling, der in dem Ruf steht, in drei Sätzen eine Karriere zu lancieren oder zu zerstören. Bastide erträgt es nicht, dass man ihn ignoriert, Ev kennt ihn nur zu gut, er wird Hackfleisch aus ihr machen. Kaum hatte Coache ihm den Rücken gekehrt, wetzte er schon die Zähne. »In was für einer Absteige haben Sie denn diese kleine Provinzlerin aufgelesen, mein armer Trouë?« Ev hatte rot gesehen. Diesem Bauerntrampel würde sie es zeigen! »Ach übrigens, Léon«, erwiderte sie ihm, »wie geht es denn Ihrer Frau? Ich habe sie heute Abend noch gar nicht gesehen. Sollte sie ohne Sie in die Auvergne zurückgekehrt sein?« Trouë, Léautaud und der ganze Kreis sahen das Bild vor sich. Ein gewöhnliches Mädchen, immer in zu enge Röcke gezwängt, mit roten Haaren und zu Markte getragenem Busen und Hintern … Ev hat Bastides Frau nie begegnen können, ohne an eine Regimentshure zu denken. Eine billige Person, die ihn betrog wie sie rauchte, in Kette. Und ausgerechnet er lässt es sich einfallen, eine andere als Flittchen und Provinzlerin zu beschimpfen! Ev kocht noch immer. Und deren Bücher er obendrein nicht mal gelesen hat! Ob er sie liest oder nicht, Bastide wird kein Pardon kennen! Sollte er eine Rezension schreiben, wird sie vor Gift und Galle sprühen. Es ist aber auch idiotisch, denkt sie gleich darauf, sich so lässig zu geben, wenn man sein Buch verkaufen will! Dabei fehlt es Coache eigentlich nicht an Professionalität. Lescop hat sie neulich Abend in den Himmel gelobt. Ein durchschlagender Medienerfolg! Ev zweifelt keinen Augenblick daran; Lescop versteht diesen Job wie keine zweite in Frankreich. Sie fragt sich plötzlich, was da los war. Coache ist eigentlich zu klug, um einem Star wie Bastide die kalte Schulter zu zeigen. Vielleicht war sie sich seiner Bedeutung nicht bewusst. Schwer zu glauben – Lescop hätte sie nicht in diesen Dschungel losgelassen, ohne sie vorzubereiten … Obwohl, denkt Ev weiter, Coache hat auch Léautaud keinerlei Beachtung geschenkt … Tatsächlich hatte sie nur Augen für sie, wird ihr klar. Isabelle Coache war nicht dort, um sich ins Fernsehen zu bringen oder um sich Stars wie Bastide an den Hals zu werfen … Verflixt noch mal, was ist das nur für eine Frau? Kaum angekommen, macht sie schon einer Frau Avancen! Und außerdem schreibt man nicht auf diese Art über Leidenschaft, ohne eine Menge vom Thema zu verstehen. Vorsicht ist angebracht, beschließt Ev. Es kommt nicht in Frage, auf eine Abenteuerin hereinzufallen! Im übrigen wird bestimmt das eine oder andere Gerücht über sie in Umlauf sein … Chloé wird Bescheid wissen. Sie verkehrt in allen Nachtclubs. Und in Sachen Klatsch, da kann ihr nicht mal Lescop das Wasser reichen! Am besten wird sie sie gleich morgen früh vom Büro aus anrufen.